Nicht mit dir und nicht ohne dich…

Nicht mit dir und nicht ohne dich…

Da ist er wieder… Dieser Jahrestag… Vor 6 Jahren hast du dich von dannen gemacht und der Tod war so präsent und schmerzhaft, uff.

Ich bedanke mich von Herzen bei den lieben Damen vom Totenhemd-Blog, die ihre alljährliche November-Blog-Aktion trotz oder gerade wegen C* gestartet haben.

Ohne diesen Impuls würde dieser Blog wohl weiter selig vor sich hinschlummern – aber so halte ich an dieser schönen Tradition fest, einen Beitrag zu Andreas‘ Todestag zu verfassen.

Was ist nun anders in diesem Jahr?

Es muss doch endlich mal aufhören… Diese Traurigkeit vor dem Jahrestag…

Das hat nicht etwa jemand zu mir gesagt – nein! Das habe ich mir selbst zugeschrieben. Ich habe mich so sehr verändert, es hat sich so viel gewandelt, ich bin so anders! Darf ich dann vielleicht tatsächlich einmal leicht durch den November hüpfen?!
Denn: ganz ehrlich, es kotzt mich langsam echt an. Dieses Zurückgezogenfühlen, diese Schwere: wie ein Klotz am Bein, der mich am Hüpfen hindert.

Vielleicht

Ja, vielleicht wäre diese Leichtigkeit tatsächlich möglich gewesen – ich fühlte mich ganz bei mir, in Balance. In meinem Leben war und ist viel Herausforderung, aber ich fühlte mich dem durchaus gewachsen und war ganz auf das Leben fokussiert.

Tja, und dann? Dann kommt dieser Lockdown-light in der grausten Zeit des Jahres. So ziemlich alles, was mir Ausgleich und Glücksgefühl beschert, war auf einmal nicht mehr möglich: Sportstudio, Sauna, Essengehen, im Café sitzen, Konzerte hören,… Alles, was Farbe in mein Grau getupft hat – weg.

Was soll ich sagen? Ich habe meinen Farbeimer noch nicht wiedergefunden.
Und so schaue ich auch zweifelnd auf diesen Jahrestag: Wie möchte ich ihn gestalten? Frei nehmen, den Tag in der Sauna und am Meer verbringen? Geht nicht. Im Café sitzen und gedankenverloren im Latte rühren? Geht nicht. Mit dem Sohn beim Lieblingsitaliener lecker essen und auf das Leben und auf Andreas anstoßen? Geht nicht.
Kurz: alles, was ich an kleinen, feinen Ritualen liebe, um durch diesen Tag zu kommen, ist in diesem Jahr so nicht möglich.

Daher der Blick auf das, was möglich ist:

Vielleicht fahre ich nach der Arbeit beim Café vorbei und hole mir ein tolles Stück Torte zum Mitnehmen. Wenn ich gut geplant habe, habe ich bereits einen Kaffee an Bord – wenn nicht, gibt es dort sicher auch welchen außer Haus.
Und dann geht es ab in den Ruheforst. Zwischen den Buchen dem Blätterrascheln lauschen, die Kraft der Bäume aufsaugen und aufs Meer schauen… Das stelle ich mir schön vor.
Tja, und wenn das Wetter mir keinen Lichtstrahl präsentiert, sondern es tatsächlich Katzen und Hunde regnet?! Dann verlege ich das Kaffeetrinken entweder in die Stadt oder setze mich ganz gemütlich (und maskenfrei) zu Hause hin mit Kerzen und Musik…
…und abends gibt es etwas Leckeres vom Lieblingsitaliener! Der bietet das Essen nämlich zum Abholen an.

Geht doch!

Und so werde ich mich nicht krampfhaft gegen die Erinnerungen wehren oder gar zu ignorieren versuchen, dass es dich in meinem Leben gab – du hast noch immer einen Platz in meinem Herzen, ist jawohl klar.
Daher kann ich auch gar nicht anders: ich verbringe den Tag natürlich

nicht mit dir und nicht ohne dich!

Ich bin nun fest überzeugt, dass es trotz oder gerade wegen dieser besonderen Umstände ein schöner Tag wird. Tja, und falls es doch irgendwie alles doof und grau und traurig bleibt, greife ich auf die besonderen Menschen zurück, die wie der liebe Frederick fleißig Sonnenstrahlen, Farben und Wörter gesammelt haben und hole mir dort ein paar ab.
Und letztlich:
Morgen ist ein neuer Tag!


Lieben Dank an Frau Luna, die mir Worte schenkte, als sie mir für diesen Beitrag fehlten…

Da berühren sich Himmel und Erde…

Da berühren sich Himmel und Erde…

Dies ist mein Beitrag im Rahmen der März-Blogaktion vom Totenhemd-Blog:

„Wo spaziert der Tod durch euer Bild?“

Ich muss gestehen, dass ich nicht sofort inspiriert war, teilzunehmen – genau genommen: gar nicht. „Tolle Aktion, aber dieses Mal ohne mich!“ waren meine Gedanken… Mein Fokus war so ganz woanders und mir fiel nichts ein…

Nunja, irgendwie sperrt sich der Beitrag noch immer sehr vor mir – wenn ich meine Gedanken hier so festhalte und veröffentliche, werden sie noch ein wenig realer… Will ich das überhaupt?
Bekloppt? Ja, ein wenig… Manchmal hätte ich einfach ein wenig weniger Realität…

Tja, nun liest du hier von mir… Wie kommt das?!

Einwurf (abschweifende Gedanken): ich muss immer Tränen verdrücken, wenn ich den Titel dieses Beitrags lese… Kennst du das Lied dazu? Das hat die liebe Christine Kempkes neulich geteilt und es ging mir *zack* direkt ins Herz – ja, und auf die Tränendrüse ;0)
So, nun habe ich es nebenbei in ungefähr 5 unterschiedlichen Varianten gehört – nun geht’s, keine Tränen mehr…
Einwurf-Ende…

Wir sind wohl alle momentan im Ausnahmezustand und der Tod ist täglich allgegenwärtig – man muss schon sehr gut wegschauen, um ihn nicht durchs Bild huschen zu sehen (genau genommen huscht er gar nicht, sondern ist laut und groß und präsent)…

…von diesem Ausnahmezustand handelt mein Text jedoch nicht.

Sondern?

Da gibt es diesen Menschen, den ich Freundin nenne – obwohl wir uns weder besonders lange noch besonders intensiv kennen, habe ich bei ihr das Gefühl, unsere Seelen hätten schon einmal gemeinsam auf einer Wolke gesessen und mit den Beinen gebaumelt.
…und gekichert hätten sie ganz sicher!

Diese wunderbare Frau schleppt schon seit einigen Jahren eine Krebserkrankung mit sich mit – und das macht sie so mutig, offensiv und vorbildlich, dass ich jedes Mal den Hut vor ihr ziehen wollen würde.
Lange Zeit hat sie dem Krebs den Stinkefinger gezeigt… Nun revanchiert er sich. Was für ein Sch…

#KrebsisteinArschloch

Sie geht weiter ihren Weg und teilt ganz viel davon mit ihrer Community. Ich bin ganz doll stolz auf sie, dass sie das so macht, wie sie es eben macht – auf ihre ganz eigene Weise…

Ich könnte nun einfach die Augen schließen oder woanders hinschauen… „Den Tod?! Hab ich nicht gesehen…“ *pfeif*
Puh, hab ich aber nicht hinbekommen.
Stattdessen hat sie wieder einmal angeklopft: die Endlichkeit.
Vor knapp einem Jahr hatten wir auf der Messe „Leben und Tod“ in Bremen einen Riesenspaß in der Fotobox. Zu fünft haben wir in verschiedenen Konstellationen Fotos geschossen, die jeweils mit dem Aufdruck „ich werde sterben“ aus dem Drucker kamen. Total witzig, denn das ist ja kein großes Geheimnis – gilt doch eh für jede und jeden von uns.
Uff, nun wird der Aufdruck greifbarer… Bald wird eine von uns nicht mehr bei uns sein. Bin ich dann die Nächste?!
Völlig irrational und sinnfrei, ja… Schließlich ist das definitiv außerhalb meiner Kontrolle – hättewärekönnte ja auch sein, dass ich zuerst „dran“ bin?!?
…ich habe trotzdem geheult.

Ich versuche, dieses Gedankenkarussell zu stoppen und rufe einfach mal ganz laaaaaaut:

Jetzt noch nicht!!!

Ich will nicht, dass sie geht und ich will nicht, dass ich gehen soll und ich will auch nicht, dass überhaupt irgendwer jetzt schon gehen soll…

Ich freue mich über jeden Tag Aufschub, der uns vergönnt ist. Und ich bin gerade wieder sehr bei mir und beim „heute“. Auf Social Media habe ich gerade das Geheimnis von Beppo Straßenkehrer aus „Momo“ von Michael Ende geteilt… Schritt für Schritt… Strengt man sich zu sehr an, kriegt man es mit der Angst zu tun und ist zum Schluss ganz außer Puste.
Ich versuche, wieder bewusster einen Tag nach dem anderen zu leben, so gut wie ich es kann…

Einwurf (abschweifende Gedanken):
Zwei Seelen sitzen beinebaumelnd auf einer Wolke und kichern vor sich hin… Wackelt die eine mit den Bömmeln: „weißt du, warum die nicht endlich alle hierher zu uns kommen?“ Antwort der anderen mit bömmelnden Bömmeln: „nö, aber die wissen halt einfach nicht, wie schön’s hier ist…“
Einwurf-Ende…

Humor hilft durch Tiefs…

Wenn man herumalbert, kann man nicht gleichzeitig trauern – oder? Doch, natürlich bleibt die Trauer da, aber sie wandert für den Moment in den Hintergrund. Ab und an hilft mir das sehr, schwere Phasen durchzustehen.
Mittlerweile bin ich gut darin, mit mir ganz alleine herumzuulken. Ich setze mir Bömmel auf, wackle wie wild damit und versuche, möglichst viele unterschiedliche Grimassen einzufangen… Zu schlicht für dich? Probiere es doch einmal aus?!

Wer Quatsch macht, kann nicht gleichzeitig trauern...
(c) Selbstportrait mit wackelnden Bömmeln (daher sind sie unscharf)

Worte an eine einzelne Leserin, die das hoffentlich liest: Ich danke dir (ja, genau du bist gemeint!) für die Inspiration, immer etwas zum Aufheitern greifbar zu haben! Du bist meine Lieblingsbömmelfrau und ich habe bestellt, dass du noch zu einer meiner Lesungen kommen können sollst. So!


In meiner Phantasie berühren sich gerade Himmel und Erde – und jemand flüstert mir zu:

„Bleib ganz ruhig… Es gibt Verbindungen, die bleiben!“

Nähe zulassen…

Nähe zulassen…

Ich komme zurück von einem Samstagabend: Restaurantbesuch, Lachen, Reden, Quatsch machen,… Zuhause überrollen mich die Fragezeichen: wie kann es sein, dass ich dir nicht von meinem Abend erzählen kann, weil du tot bist?!
Letztendlich muss ich dir nichts erzählen, weil du sowieso immer in meinem Herzen dabei bist. Aber manchmal geht mir dieses „immer da aber nie hier“ mächtig auf die Nerven…

In diesen Momenten kommt sowas wie Wut in mir hoch, denn manchmal fühlt sich das an wie eine schwere Verantwortung: ich darf dich nicht vergessen…
…und dabei will ich das doch auch gar nicht. Aber echt: ab und zu wäre das Leben wirklich leichter als mit dieser Erinnerung!

Schwere Aufgabe

Vielleicht, ja vielleicht ist es gerade meine Aufgabe, mit dieser Schwere umso höher zu hüpfen?!

In mir tobt und braust nämlich momentan ganz viel herrlich übersprudelnde Lebensfreude… Ich verbringe viel Zeit mit Menschen, die mich bereichern und glücklich machen. Ich unternehme viel, bin viel unterwegs. Lerne neue Menschen kennen…

…ui, und diese Menschen wissen ja nicht, welche Geschichte ich mitbringe. In letzter Zeit habe ich daher auch wieder viel häufiger als sonst über Andreas‘ Tod erzählt. Und auch ab und zu vom leiblichen Vater meines Sohnes… Und wenn ich das so erzähle, fühlt sich das auf einmal tonnenschwer an: alter Schwede… Was ist dir denn da bitte alles passiert?! Und du stehst noch aufrecht?!

Ja, das tue ich. Und ich bin stolz darauf, merke ich.
Denn, dass ich mein Schicksal so verarbeitet habe, wie ich es getan habe, ist beileibe keine Selbstverständlichkeit (auch, wenn es sich für mich total natürlich und selbstverständlich anfühlt)!

Es ist meine Entscheidung gewesen, meinen Weg so zu gehen. Manches Mal fühlte es sich an, als habe ich keine Wahl, als wäre da eine große, unbezwingbare Macht am Werk – aber dennoch habe ich nie die Option gewählt, aufzugeben. Das hat irre viel Kraft gekostet, ja. Aber quasi als Belohnung kommt diese Kraft zu mir zurück: doppelt und dreifach und berauschend.

Meine größte „Zauberkraft“ habe ich dabei auch entdeckt: Humor!

Meinen Humor habe ich geschenkt bekommen… Ich habe nie bewusst etwas dafür getan. Dennoch habe ich ihn nie als das gesehen, was er für mich ist: eine Ressource! Und was für eine!

Ich erinnere mich an die Ausbildung zur Trauerbegleiterin… Eine Übung war die „Ressourcendusche“. Mir sind einige meiner Ressourcen spontan eingefallen, dann stand ich aber auf dem Schlauch. Die Supervisorin hat mit Fragen unterstützt und auf einmal war es klar: „Humor“
Wenn ich den Clown zücke, kann ich Sorgen weglachen und Bedenken einfach wegwortwitzen. Das ist besser als jeder Zauberstab je hexen kann!

Dieser Humor hilft mir dann auch mit einer gewissen Leichtigkeit über Gesprächshürden zu hüpfen… Denn stell‘ dir bitte einmal vor, du lernst jemanden neu kennen und der ist neugierig, wie du lebst. Warum ist da kein Partner, kein Vater zum Kind? Lief es nicht gut?
„Was war los? …hast du ihn vergiftet?!“
…Schweigen meinerseits…
…Überlegen… Schreie ich?! Lache ich?! Stehe ich auf und gehe?!
…Wahrheit sagen: „Nein, aber er ist trotzdem tot.“

„…hast du ihn vergiftet?!?“

Ich gebe zu, man kann in so einer Situation panische Fluchtgefühle verspüren. Ich habe das ausgehalten und fasziniert beobachtet, wie meinem Gegenüber die Spucke wegblieb, nur fähig zu einer schnellen, verdatterten Entschuldigung…
…und schließlich haben wir beide gelacht über diese völlig abstruse Situation. Wie wohltuend, wenn anschließend dann auch die Türen geöffnet sind für weitere Fragen und es mir möglich ist, meine Geschichte zu erzählen……

Dennoch bleibe ich für viele diese „seltsame Frau, der zwei Männer weggestorben sind“. Das sind Menschen, die mit solch einer Informationen nicht umgehen können, bei denen ein „Schockmoment“ hängen bleibt. Ihre Überforderung lässt keine andere Facette meiner Persönlichkeit zum Tragen kommen… Wenn ich dann noch erzähle, dass ich mich sehr gerne intensiv mit Sterben, Tod und Trauer beschäftige… Ui, dann sieht man manchmal direkt ein „P wie Panik“ in den Augen des Gegenübers.

Nur: brauche ich Menschen in meinem Leben, die solche Informationen nicht aushalten können? Die mich nicht als „ganze Person“ betrachten können? NEIN!

Wie wunderbar, dass einzelne Menschen neugierig und eher entspannt mit meiner Geschichte umgehen. Und mit diesen Menschen beginnt dann ein für mich neues „Abenteuer“:

Wie nah darf mein Gegenüber kommen?

Damit meine ich nicht die körperliche Seite: mit Umarmungen bin ich durchaus großzügig ;0)

Was erzähle ich von mir? Wie sehr gehe ich ins Detail? Wie offen rede ich über meine Gefühle?
Wie offen bin ich für die Geschichte meines Gegenübers?
Wie sehr lasse ich mich „zähmen“?


»(…)Was bedeutet ›zähmen‹?«

»Das wird oft ganz vernachlässigt«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet ›sich vertraut miteinander machen‹.«

»Vertraut machen?«

»Natürlich«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich nur ein kleiner Junge, ein kleiner Junge wie hunderttausend andere auch. Ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich auch nicht. Ich bin für dich ein Fuchs unter Hundertausenden von Füchsen. Aber wenn du mich zähmst, dann werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzigartig sein. Und ich werde für dich einzigartig sein in der ganzen Welt …«

(Gespräch zwischen dem kleinen Prinzen und dem Fuchs aus „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry)


Mache ich mich mit jemandem vertraut, mache ich mich ein ganzes Stück verletzlich. Gleichzeitig lasse ich zu, dass mir jemand wichtig wird und das kann Angst machen. Jemanden, der mir wichtig ist, den möchte ich nicht „noch mal“ verlieren….. Das ist keine rationale Angst, das ist mir klar. Aber diese Angst kommt zu Besuch.

Diese Besucherin ist wenig willkommen, denn sie ist unbequem. Mit unbequemen „Gästen“ habe ich ja aber mittlerweile Erfahrung und es gilt, sie anzunehmen. Lasse ich aufkommende Panik beiseite und setze mich in Ruhe neben meine Angst, schaue sie an und frage sie dann, was sie von mir erwartet – dann komme ich ins Gespräch mit einer sich sorgenden Freundin. Wem schon einmal jemand Nahestehendes weggestorben ist, der möchte gerne die Kontrolle behalten: so etwas Unkontrollierbares wie der Tod darf nicht noch einmal passieren – wie soll ich das aushalten können?!?
Aber:

Ich kann nicht alles kontrollieren, wenn ich leben möchte.

Das Leben hat seine Unwägbarkeiten, Risiken und auch immer ein wenig Drama im Repertoire. Die Sonnenseite mit Glück, Freundschaft, Liebe und bereichernden Erlebnissen ist jedoch so wundervoll – das will ich doch auf gar keinen Fall verpassen?!?!

Lasse ich mich also auf dieses Abenteuer des „sich vertraut Machens“ ein: ich gewinne wundervolle Lieblingsmenschen… Durch das Erzählen meiner Geschichte lasse ich Stück für Stück ein wenig von der Last von mir abfallen… Wer stark genug ist, mich so auszuhalten, wie ich bin – der bietet mir im Gegenzug eine starke Schulter, an der ich mich anlehnen und ausruhen kann…

Meine Schritte sind manchmal forsch und schnell, manchmal zögerlich und durchaus vorsichtig – aber ich freue mich über jeden einzelnen…

Wie schön, wenn ich mich zwischendurch anlehnen kann, um Kraft zu schöpfen:

Danke ♥

Lesung am 6. September 2018

Lesung am 6. September 2018

Wie toll, dass ich die Gelegenheit bekomme, im wunderschönen Berkentienhaus in Lübeck unter dem Dach des Kilian Andersen Verlages lesen zu dürfen!

Gerne lese ich aus meinem Blog vor. Darüber hinaus freue ich mich, wenn meine Worte inspirieren, über die Themen Trauer, Tod, Sterben – aber auch über Leben und Mut und Freude ins Gespräch zu kommen…
Mein großer Wunsch ist, dass offener über diese Themen gesprochen, diskutiert und nachgedacht wird!

Ich freue mich auf persönliche Begegnungen!

Herzliche Grüße
Anja

Veranstaltungsdetails

Donnerstag, 6. September 2018
17:00 – 18:00 Uhr
Berkentienhaus
Mengstr. 31, 23552 Lübeck
=> Link zu Google Maps

 

– der Eintritt ist kostenfrei –

Wir freuen uns über Anmeldungen, um die Raumkapazitäten gut planen zu können:

Wir sehen uns ♥

 

Herzensdinge…

Herzensdinge…

Wenn da jemand ist, der dein Herz zum Hüpfen bringt…

Wenn da jemand ist, der dir Schmetterlinge in den Bauch zaubert…

Wenn da jemand ist, dem du am liebsten entgegenrufen würdest, wie viel er dir bedeutet, du aber kein Wort in diese Richtung herausbringst, weil du irgendwie Angst davor hast, dass deine Gefühle nicht so erwidert werden…

Das ist doch wunderbar aufregend, total schön und berührend, oder?

In einem ganz „normalen“ Alltag sind das ganz „normale“, herzerwärmende Gedanken und Gefühle… Und wer sich an solche Verliebtheitsphasen zurückerinnert (oder sich gerade mittendrin befindet), der weiß, wie anstrengend es sein kann, das auszuhalten… Schön und schwer zugleich…

Als Trauernder – oder vielleicht auch nicht mehr Trauernder (wann ist man eigentlich nicht mehr trauernd?!?), jedenfalls als jemand, dessen Partner verstorben ist – hat man häufig zusätzliche Faktoren, die es noch um ein Vielfaches schwerer machen, dieses Gefühlschaos auszuhalten:

…darf ich das? Darf ich solche Gedanken haben, wenn ich meinen Partner verloren habe? JA, natürlich! Darf ich wieder glücklich sein? JA!

Aber häufig erwartet dein Umfeld entweder von dir, dass du bitte noch eine angemessene Zeit lang (wie lange bitte ist „angemessen“?!?) alleine zu bleiben hast, weil dein Partner ja tot ist. Oder du hättest dir längst einen neuen Partner suchen sollen… Ein „genau richtig“ gibt es irgendwie nicht, oder? Am „besten“ gibt es im Umfeld einen wilden Mix aus beiden Extremen – auf wen hörst du?

Ich stelle mich ganz eindeutig auf die Seite, dass jeder Trauernde den für sich richtigen Weg wählen mag. Wer kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen einen neuen Herzensmenschen findet – wie wunderschön! Wer längere Zeit alleine bleibt – schön, wenn es für dich passt! Und wer einfach keine Partnerschaft mehr eingehen möchte – richtig, wenn es sich gut anfühlt!
Ich habe den Eindruck, dass darüber schon viel geschrieben wurde und hoffe sehr, dass auch du an dieser Stelle ausschließlich auf dich und dein Bauchgefühl hörst!
Das Umfeld möge an dieser Stelle bitte still halten und lieber versuchen, den Trauernden auf seinem Weg zu unterstützen. Es sollte egal sein, wie die eigene ganz persönliche Meinung dazu ist, welcher Weg „richtig“ ist: jeder hat es sowas von verdient, glücklich zu sein oder zu werden – und als Trauernder heißt es nicht, dass man vergisst, was war, nur weil man fröhlich und glücklich ist.

So, wenn nun dieses „ich darf glücklich sein“ bestätigt und okay für mich ist und somit feststeht… Wo bitte ist denn dann nun das Problem?

Dazu tauche ich noch ein Stück weiter in die Vergangenheit… Ich habe an anderer Stelle schon einmal erzählt, dass mein Sohn nicht der leibliche Sohn von Andreas ist. Es gibt da also logischerweise noch einen leiblichen Vater.
Worüber ich bislang aber nicht geschrieben habe, ist, dass der leibliche Vater meines Sohnes auch nicht mehr lebt. Darüber zu schreiben fällt mir definitiv ausgesprochen schwer, denn das war eine sehr problematische Geschichte. Wir waren lange getrennt, als er starb und unsere Geschichte verlief ganz anders als meine mit Andreas – und doch mit demselben Ergebnis: Tod.

Naja, und wenn man es dann einmal von außen betrachtet: mir ist bereits zweimal ein Lebensabschnittspartner in jungen Jahren weggestorben… Krass, oder?

Was stimmt nicht mit mir?

Bin ich kaputt? Habe ich irgendetwas an mir, das die Männer an meiner Seite sterben lässt? Was mache ich falsch, dass es mir nicht vergönnt sein soll, mit einem Partner an meiner Seite jahrzehntelang leben zu dürfen?

Das sind Schuldgefühle, die die Welt nicht braucht, was? Und doch: diese Gedanken können aufkommen.
Ich habe diese Gefühle nicht so empfunden – möchte die Gedanken aber trotzdem mit dir teilen. Ich habe sie nämlich von einem anderen Trauernden so gehört und war zu Tränen gerührt und erschüttert. Ich war fassungslos angesichts der Last, die da drückt. Nein, selbstverständlich bist du nicht schuldig! Du bist genau richtig wie du bist ♥
Hier gibt es keine Schuld, die getragen werden will – lass diese schwere Bürde beim Leben, außerhalb deiner Kontrolle…

Was ich aber sehr deutlich spüre momentan ist, dass ich einfach eine irre Angst in mir habe. „Irre“ steht einerseits für die Stärke dieses Gefühls und andererseits für seine Verrücktheit… Diese Angst ist in keinster Weise rational erklärbar.

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Quelle: Pixabay

Aber sie ist eben da…

Hmmmm…

In mir ist diese irre Angst, dass ich noch einmal erleben muss, wie mein Partner stirbt.
Dabei ist es doch eigentlich der ganz natürliche Lauf des Lebens. Früher oder später kommt jede Partnerschaft an einen Endpunkt. Das muss ja nicht einmal zwingend der Tod sein – auch eine Trennung, weil man sich nicht mehr liebt, ist ein Ende… Und dagegen kann man keine Versicherung abschließen oder sonstwelche Garantien vereinbaren… Wer eine Verbindung eingeht, muss auch das Risiko eingehen, dass sie zerbrechen kann. Das nennt man Leben…

Mir ist aber diese Unbefangenheit verloren gegangen. Natürlich habe ich mir immer mal Gedanken gemacht, ob eine Beziehung von Dauer ist… Bislang dachte ich allerdings immer, dass ich es mit in der Hand habe, ob eine Verbindung hält oder nicht.
Den Tod als zusätzlichen „Spielpartner“ hatte ich nie im Blick.
Nun ist er ständig präsent. So wie wir alle geboren werden, werden wir eines Tages sterben.

Diese Endlichkeit hat einen ganz besonderen Zauber in sich: Wie wäre es, einfach so viel Leben und Glück ins Jetzt zu packen, wie nur geht? Angesichts des unausweichlichen Endes alle Liebe im Moment verspüren…? Einfach immer mein Bestes versuchen?

Zähneklappern

Eigentlich, ja eigentlich bin ich mutig und packe an, was ich möchte. Hier schlottern mir aber definitiv die Knie und ich mag mich nicht trauen, obwohl ich so sehr neugierig bin, was wäre wenn…

Ich wünsche mir also sehr, dass ein Mann, dem ich genauso viel bedeute, wie er mir… Ja, ich wünsche mir, dass der mutig auf mich zugeht, mich abholt, mich an die Hand nimmt und mir Mut macht:

„Komm, vertrau mir. Lass uns schauen, wo das hinführt…“

Tja, und solange der hier nicht auf seinem Schimmel vorbeigeritten kommt oder ich einen wagemutigen Schritt gehe – solange genieße ich dieses pure Leben, das ich in mir spüre ♥♥♥