Oh, nun war es eine Weile „still“ hier – ich brauchte meine Energie an anderer Stelle :0)
Aber das, was da so meine Energie gefordert hat, hat mir auch wieder eine Seite meiner Trauer gezeigt, die ich gerne mit dir teilen mag:
Angst… Fehlender Mut…
Ich hüpfe ja nun schon einige Zeit eher durch die Gegend als dass ich mich noch als Trauernde empfinde. Die Trauer hüpft eben mit – mal fröhlich und leicht, mal bremsend und nachdenklich… Ein Teil von mir halt…
Zu diesem hüpfenden Gefühl gehört auch mein derzeitiges Motto:
Einfach mal machen – könnte ja gut werden!
Meistens lässt sich das für mich auch total gut leben… Was habe ich denn schließlich zu verlieren?
Der Tod hat mir den tiefsten tiefschwarzen Abgrund gezeigt, den du dir nur vorstellen kannst. Ich habe hingesehen, bin durch schwere, schwarze Schatten gegangen und siehe da: ich lebe noch! Ich habe es irgendwie da durch geschafft…
Was also soll mich da noch schrecken?!?
Bin ich also mutig und furchtlos?
…äh: nein! Grundsätzlich habe ich lieber alles unter Kontrolle :0)
Aber ich habe durchaus zu meiner Abenteuerlust zurück gefunden und ich möchte dieses für mich neue Leben auch neu gestalten und Dinge versuchen, die ich bislang nicht versucht habe (siehe auch meine Löffelliste). Das fühlt sich gut und so lebendig an!
Neu ist auch, dem Leben mehr zu vertrauen. Darauf vertrauen, dass alles sich fügt, wie es passt…
Da muss ich zugeben, dass mir das nach Andreas‘ Tod echt nicht leicht fiel… Was bitte soll denn richtig gefügt sein, wenn mir mein Lieblingsmensch einfach davonstirbt? Hallo?!? Das kann doch nicht richtig sein?!?
Ich für mich habe zwei Varianten für mich gefunden, dieses „Verquere“ zu verarbeiten:
1. ist es vielleicht ja wirklich sowas wie „Fügung“, dass er sterben musste. Sein Leben war gelebt und am Ende und sollte irgendwie anders weitergehen oder eben *zack* enden… Schluss, aus, vorbei. Und das musste so geschehen, damit mein Leben genau so weitergeht, wie es das jetzt tut. Dass ich mich mit Trauer und Tod beschäftige, meinen Teil dazu beisteuere, dass diese Themen besser sichtbar werden, ich andere Trauernde begleite,… Ohne seinen Tod hätte das für mich so nicht stattgefunden…
oder
2. hat dieses Ereignis in mir etwas geweckt, das schon immer da war – das ich aber nie so recht fühlen oder gar wahrnehmen konnte… Ich habe das mir Bestmögliche aus dieser Situation gemacht und mir meinen Weg gesucht…
…hmm, sind das überhaupt unterschiedliche Punkte? Vielleicht auch einfach: beides!
Nun, mit diesem Vertrauen ist es aber so eine Sache… Das klappt irgendwie nicht immer…
Entscheidungen…
Gerade musste ich in meinem Leben eine wichtige Entscheidung treffen. Nichts Dramatisches, aber schon irgendwie existenziell… Mutig, wie ich gerade bin (einfach mal machen…), habe ich diese Entscheidung mit gutem Gespür getroffen: MACHEN!
Das fühlte sich total großartig an und war mit große Freude verbunden!
…und dann kam aber auch die Kehrseite: Muffensausen!!! Ja, bin ich denn verrückt? Warum zum Henker muss ich aus meiner gemütlichen Gesamtsituation raus??? Wenn ich schon dieses „Schicksal“ oder wie man es nennen mag – dieses Leben, das sich irgendwie fügt – nicht kontrollieren kann, sondern da nur re-agieren kann… Warum bitte soll ich freiwillig in dieses Unkontrollierte springen???
Na, weil es sich so lebendig anfühlt, aus der eigenen Komfortzone zu kommen!!!
Wenn sich mein Leben weiterentwickeln und neu entfalten soll, dann muss eben der „Hintern hoch“ und dann wollen Herausforderungen angepackt werden.
Und dieses Muffensausen? Was ist damit? Was will mir das sagen?
Ein lieber Freund hat mir geholfen, das zu sortieren, was ich eigentlich gespürt habe (danke, du Lieber *wink*) – ich zitiere mal ganz frei:
„Gut, dass du dein Muffensausen wahrnimmst. Jedes Gefühl hat seine Berechtigung, denn es kommt ja aus uns selbst. Dieses Muffensausen zeigt dir ja nur, wie wichtig dir das alles ist und wie bedeutend diese Veränderungsmöglichkeit für dich ist – denn sonst wäre es dir egal.“
„Genieße dein Muffensausen!“
Da dürfen dann Gedanken kommen wie
- Soll ich wirklich?
- Aber was ist, wenn…?
- Hätte mein Lieblingsmensch das gut gefunden?
- Warum kann ich nicht einfach die Füße still halten und mein behagliches Ist genießen?
- Was ist, wenn das schief geht…….?
Ich habe beim Schreiben dieser Zeilen die ganze Zeit ein Lied von Bodo Wartke im Ohr: „Ich trau mich nicht“ (hier kann man das auf Youtube hören *klick*)… Ganz charmant besingt er diese vielen kleinen Situationen, wo der letzte Ruck fehlt…
Gesund ist sicher, wenn man nicht einfach völlig kopflos in unbekannte Situationen rennt. Häufig entsteht sicher das Gefühl: Das kann ja gar nicht klappen… Aber nach angemessener Bedenkzeit und Abwägen… Dann ist es doch toll, wenn man für sich eine Antwort findet auf diese Frage:

Kennst du auch solches Muffensausen? Angstschlotternde Knie bei Entscheidungen? Panische Angst?
Springst du trotzdem und vertraust darauf, dass du es schaffst?
…oder bist du seit dem Tod deines geliebten Menschen einfach wagemutig und angstfrei?
2 Gedanken zu “Ich trau mich nicht…”