Gisela

Gisela

„Hast du schon gehört, dass…“

Nein, hatte ich nicht, die Nachricht hat mir für einen klitzekleinen Moment den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine weltallerbeste Trauerbegleiterin Gisela verstorben? Wie kann das sein, was ist passiert, ein großes

Warum?

steht in meinem Kopf… Mein Herz hingegen versteht sofort, es weint…

Meine Augen weinen nicht, ich bin einigermaßen fassungslos. Ich sitze im Bus, ein Koffer neben mir. Ich bin auf dem Weg zu einem schönen Wochenende mit lieben Menschen, auf das ich mich lange gefreut habe.
Eben noch lachend und voller Vorfreude, dann „badabumm“ irgendwie aus der Bahn geworfen…
…und doch: weiterhin voller Vorfreude, denn ich weiß, dass ich auf meiner Reise mit Menschen zusammen bin, bei denen ich mit allen Emotionen willkommen bin.

Eine Erinnerung besucht mich:

Gisela ist bei mir zu Hause zu Besuch. Sie war auf einem Fortbildungswochenende irgendwo in der Nähe von Lübeck und so war der Weg nicht allzu weit: „Ich komme vorbei!“
Wir unterhalten uns, es fließen viele Tränen bei mir… Es muss irgendwann im Frühjahr nach Andreas‘ Tod gewesen sein.
Sie animiert mich dazu, eine Übung im Stehen zu machen: Wir stehen gegenüber, halten uns an den Händen und schauen uns an. Meine Aufgabe ist es, laut „NEIN“ zu rufen, sie antwortet ebenso laut „JA!“ Immer im Wechsel, ab und an die „Ja“- und die „Nein“-Rolle tauschend.
Ich weiß noch, dass es mir etwas peinlich war und ich überlegte, ob wohl die Nachbarn gleich klingeln kommen würden?!?
Dann war es egal und ich konnte mich darauf einlassen.
Ich habe keinen Schimmer, weshalb wir diese Übung machten, was der Sinn darin war – das ist im Trauernebel verloren gegangen – doch nach einer Weile konnte ich nicht mehr an mich halten:
Ich habe lauthals gelacht!
Vielleicht war dies der Sinn, vielleicht auch nicht. In jedem Falle hatte ich mein ganz persönliches Highlight erreicht: Ich habe für einen Moment Leichtigkeit verspürt und losgelassen…

Was für ein Geschenk!

Ja, in der Tat: Gisela war mein ganz persönliches Geschenk in der Anfangszeit meiner Trauer. Dafür war und bin ich unendlich dankbar.
Ich hätte es ohne sie durch diese Zeit geschafft, klar. Doch mit ihrer Begleitung war es so viel leichter, so viel bereichernder…
…und vermutlich würde es diesen Blog und mein Buch nicht geben, hätte sie nicht die passenden Impulse gegeben.

DANKE!

Ein kleines Seufzen lässt mich grübeln: Weshalb hatten wir eigentlich keinen Kontakt mehr? Warum wusste ich gar nicht, wie es ihr gerade ging?
Das nennt man wohl Leben… Und es zeigt sehr eindrücklich, wie wunderbar Gisela’s Begleitung war. Sie hat mich durch die erste Trauerzeit begleitet, literweise Tränen und Wutausbrüche und Verzweiflung mit ausgehalten und mir einen/meinen Weg gezeigt, auf dem ich die ersten Schritte gewagt habe. Wie bei einer wackligen Seiltänzerin bei den ersten Versuchen war sie mir Haltestange und Mutmacherin zugleich…
…schließlich hat sie mir meinen weiteren Weg zugetraut, zugeMUTet.

Genauso war es richtig für mich. Ich wusste, ich könnte mich jederzeit bei ihr melden – brauchte es aber gar nicht mehr.

Diese wunderbare Frau

Mit diesem riesengroßen Herzen hätte sie eigentlich noch viele, viele Jahre in dieser Welt wirken dürfen, finde ich. Menschen wie Gisela machen unsere Gesellschaft ein Stück besser, ein Riesenstück reicher… Hat die Zeit gereicht? Sicher nicht. Ich hätte ihr von Herzen gegönnt, noch Jahre, ach was: Jahrzehnte mit ihrem Kai verbringen zu dürfen, das Leben zu genießen und mit vollen Händen und Herzen einzusammeln, was sie in ihrem Leben „gesät“ hat.

Vielleicht dürfen wir das nun tun: Das, was Gisela bewirkt hat, weiter in die Welt tragen.
Mit offenem Herzen und klugem Blick wahrnehmen, wo es Hilfe braucht, wer Unterstützung benötigt, wann wir jemandem beistehen sollten?! Das ist leicht.
Schwer ist es sicher, dass wir das nun ohne sie tun müssen. Schmerzlich schwer…..

Sie hat ihre Liebe verschenkt, Wissen vermittelt, Menschen berührt, Impulse gegeben, Vieles bewegt.
Und nun? Nun mutet sie uns ähnlich wie mir am Ende unserer Begleitungszeit zu, dass wir ohne sie weitergehen können. Schritt für Schritt in unserem jeweils eigenen Tempo.

Was bleibt?

Gisela hat für immer einen Platz in meinem Herzen: Dankbarkeit, Respekt und Verbundenheit kann mir niemand mehr nehmen.

Was auch bleibt, ist ein wunderVOLLes Vorwort in meinem Buch, das für immer an sie erinnern wird.

Und dann gibt es noch diesen Satz, den sie mir geschenkt hat:
„Ich mag diese Frau! Sie ist soooo toll. Sie kämpft und liebt und leidet – da darf man auch ein paar Spuren sehen.“
Mehr dazu kannst du im Blogbeitrag „Spieglein, Spieglein“ nachlesen.

Danke, liebe Gisela! Für dein Wirken, für deine Liebe, für dein Haltgeben, als ich es so sehr brauchte!

Gisela Sender 13.09. 1958- 14.10.2024

Update 2.11.2024

Heute ist deine Abschiedsfeier in Bremen… Ich bin in Gedanken dabei und stelle mir vor, dass es sehr voll sein wird. Du hast so viele Menschen berührt, begleitet, inspiriert und bewegt…

Hier in Lübeck scheint die Sonne vom blauen Himmel und der Blick nach oben ist frei. Das tut gut und nimmt diesem Abschiedstag ein wenig die Schwere… Denn schwer bleibt es. Mit 66 Jahren fängt das Leben doch erst an…?

Eben in der Küche fiel meine „Freundschaft“-Karte zu Boden. Ich nehme das mal als Zeichen und liebevolle Erinnerung: Es gibt so Vieles, das bleibt.

…und das kann uns keiner nehmen!

Gute Reise, liebe Gisela!!! Du fehlst!!!

Pippi, du fehlst!

Pippi, du fehlst!

Ich weiß das doch eigentlich…
Ich weiß, dass es irgendwann leichter wird…
Ich weiß, dass der Schmerz nachlässt…
Ich weiß, dass das Leben schön ist – auch ohne dich hier…
Ich weiß, dass du nicht ganz fort bist…
…und doch:

Du fehlst. Hier. Jetzt. Immer.

Ein Motiv einer Trauerkarte von MANUmalt - mit freundlicher Freigabe für diesen Beitrag. DANKE!
So nämlich!
…Näheres zu diesem Bild am Ende des Beitrags

Ich stand auf dem Steg vor dem Büro, als der Anruf kam. Heute vor einem Jahr… Erlösend irgendwie. Und doch war *zack* kurz der Boden unter den Füßen weg.

Sie hat es geschafft.

Was denn, bitte?
Ich erinnere mich nicht an einen genauen Wortlaut vom Freund, der anrief, denn mein Verstand setzte kurz aus. Ich weiß auch nicht mehr, was ich geantwortet habe… Was kann man schon sagen, wenn jemand verstirbt, dem man einerseits aus ganzem Herzen Erleichterung wünscht und in der gleichen Sekunde das große Loch fühlt, dass ins eigene Herz gerissen wird?

Und doch: Bei all‘ dem Schmerz, es war gut so. Ich bin dankbar, dass du nicht länger leiden musstest. Krebs kann ein fieses Arschloch sein. Und ein Killer.

Was hattest du es schwer. Das mit dem Sterben ist gar nicht so leicht, wie oft behauptet wird. Jedenfalls nicht, wenn man nicht will. Denn obwohl Mut und Hoffnung aufgebraucht waren und der Körper gar nicht mehr der Deine schien: Dein Löwenmama-Herz hat jede Sekunde festgehalten an diesem Leben…

Das Kämpfen hat dich oft im Leben begleitet, das konntest du richtig gut. So zart deine Erscheinung auch wirken mochte, du hattest so richtig „Biss“.
Ich muss noch immer jedes Mal lachen, wenn ich „Roxanne“ von The Police höre – ja, und manchmal auch heulen… Du hast mir so stolz erzählt, wie du dich mit dem kleinen Sohn gebattlet hast, wer am zackigsten zu jedem „Roxanne“ im Lied einen Burpee hinlegt (fürs Protokoll: ich schaffe keinen einzigen *lach*)

Deine geliebten Boxhandschuhe – natürlich in pink – haben dich auf dem letzten Weg begleitet…

Ich wollte googlen, wie häufig der Name im Lied gesungen wird. Das habe ich nicht herausgefunden. Allerdings weiß ich nun, dass das Lied von 1978 ist, also gar nicht so weit weg von unserem Geburtsjahrgang.

Unserem?

Ja, wir sind im selben Jahr geboren. Ich im Januar, du im Mai. Ich habe im letzten Jahr meinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, du nicht. Ungerecht? JA!!!
Dennoch begleitest du mich im Herzen weiterhin bei jedem wichtigen Ereignis. Ich spüre deine Präsenz und weiß, dass wir nicht miteinander sprechen müssen, um uns nah zu sein.

Sie nehmen ab, die Momente, in denen ich spontan zum Telefonhörer greifen möchte und dir schnell was erzählen muss.

Ich habe verstanden, dass ich an der Abfahrt der Bundesstraße nicht mehr abbiegen muss, um zu dir zu fahren.

Dein Platz ist nun dort, wo du am liebsten warst: am Meer.
Draußen vor Strande am Leuchtturm hast du nun einen Platz in der Ostsee. Ich hadere ehrlich gesagt ein wenig damit, dass es nun keinen festen Platz gibt, wo ich dir „begegnen“ kann. Dieses „überall“ ist echt schwer zu greifen… Allerdings hast du es dir so gewünscht und genau genommen ist dein Platz am Strand von Strande. Punkt.

Das Schiff zieht einen Kreis um deinen Ruheplatz in der Ostsee. Schön hier. Und so bist du überall bei uns, wenn wir aufs Meer schauen…
Blick vom Heck des Bestattungsschiffs auf die Ostsee – Seifenblasen begleiten uns…

Was bleibt?

Ich weiß, dass deine größte Angst war, vergessen zu werden. Bekloppte Idee. Geht doch gar nicht.
Da sind sooo viele Erinnerungen in meinem Herzen. Angefangen von Kindergeburtstagen im Kindergartenalter über Kleingartenabenteuer und Gummitwisthüpfen in der Grundschule bis zu einer Wiederbegegnung nach einer Freundschaftspause in der Teenie- und Twenzeit beim Kinderwagenschieben (dieses Mal mit unseren Söhnen statt unserer Puppen)… Wir haben die Lebenswellen gesurft und uns so manches Mal gegenseitig zurück aufs Board geholfen, wenn eine ins Wasser fiel…

„Bitte mach das mit mir“

Mit diesen Worten hast du mir im September 2021 eine Werbe-Mail vom Muddy Angel Run weitergeleitet. Ich habe ohne Zögern die Buchungsseite für 2022 aufgerufen und Tickets für uns gekauft (by the way: ich hasse solche Events und hätte niemals freiwillig ohne Anlass gebucht).
Ganz ehrlich?!
Nach Erfahren deiner Diagnose habe ich nicht damit gerechnet, dass wir tatsächlich beide an diesem Event teilnehmen…
Doch:

Das da rechts bin ich ;0)

…du hast der Prognose den Mittelfinger gezeigt und hast diesen Monaten noch irre viel Leben abgerungen und soooooooo viel gemacht, was du noch machen wolltest. Uns, die wir ohne dich hier bleiben, hast du damit so viel geschenkt. Einen großen Schatz an Erinnerungen…
…besonders für deine beiden Jungs bin ich unfassbar dankbar, was du da noch möglich gemacht hast.
RESPEKT!!!

Ich bewahre mir etwas von deiner Pippi-Langstrumpf-Mentalität und mache so gut ich kann ohne dich weiter, denn:

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“

(Pippi Langstrumpf)

Dieses Bild durfte ich mit ihr gemeinsam basteln und nach ihrem Tod als Trauerkarte verschicken (ihren Namen habe ich hier entfernt)

Kurz bevor ich diesen Beitrag fertig getippt habe, ist mir auf Instagram ein Beitrag von Manu begegnet: Sie hat wunderschöne Trauerkarten erstellt und eine davon passt so gut zu meinem Vermissen. Kurzum habe ich gefragt, ob ich dieses Bild für meinen Beitrag verwenden darf und sie hat JA gesagt ♥

Screenshot von Instagram  https://www.instagram.com/manu.vom.leben.beruehrt

Wenn ihr die Karten auch so schön findet wie ich, könnt ihr sie bei Manu bestellen (Verlinkung, weil’s so schön ist / unentgeltliche Werbung):
MANUmalt auf Etsy

LESUNG in Lübeck am 22.02.2024

LESUNG in Lübeck am 22.02.2024

Resilienz oder mehr?!

Hurra! Endlich mal wieder „live“…

Ich freue mich sehr drauf – insbesondere, da ich nicht alleine auftrete, sondern im Trio mit André Leisner und Friederike Garbe!

Wann: 22.02.2024
Einlass: ab 18.30 Uhr
Beginn: 19.00 Uhr
An der Untertrave 98, 23552 Lübeck (Braukmann Event)

Eintritt: 15€ inkl. einem Getränk

Tickets bekommt ihr unter diesem Link *klick*


Drei inspirierende Lübecker Persönlichkeiten (eine davon bin ich!!! hüpf!) teilen ihre bewegenden Geschichten über Resilienz und Wachstum. Freut euch auf emotionale Einblicke von Friederike Garbe, André Leisner und von mir.
Drei unterschiedliche Lebenswege, die eins gemeinsam haben: Keiner endete in einer Sackgasse – im Gegenteil, wir alle fanden Stärke und Wachstum. 


André Leisner

André ist 1975 in Kiel geboren und lebt seit 2013 in Lübeck. Mit dem Umzug nach Lübeck widmete er sich wieder seiner Leidenschaft, der Fotografie. Neben seinem damaligen Job als SEO Manager baute er nebenher sein Business als Fotograf aus. Seine Arbeiten wurden im Fernsehen gezeigt und in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern veröffentlicht.

André Leisner: „Mein Weg aus der Selbstzerstörung“ | ISBN 978-3347933101

Seine Biographie richtet sich an all diejenigen, die vielleicht aus schwierigen Verhältnissen kommen oder einen schlechten Start ins Leben hatten, die mit negativen Denkmustern kämpfen oder ein Umfeld haben, das sie in ihrer persönlichen Entwicklung hemmt. Es ist für Menschen, die unter Suchtproblemen, Konflikten und Selbstzweifeln leiden, und die vielleicht noch nach dem richtigen Weg suchen, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Oder gerade an dem Punkt angelangt sind ihr Leben jetzt verändern zu wollen.

Friederike Garbe

Friederike Garbe ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit aus Lübeck. Erfahrt aus ihrer packenden Biografie von einer starken Frau der „Generation Kriegskind“, die Depression und Selbstablehnung überwindet und ihren wahren Wert entdeckt.
Friederike Garbe leitet das Agape-Haus in der Mengstraße, das auch die Lübecker Babyklappe beherbergt. Sie gibt dort anderen Menschen in Not Halt und schenkt Findelkindern ein neues Zuhause. Agape stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa „weil Du bist“. Und genauso nimmt Friederike Garbe die Menschen, die zu ihr kommen. Jede und jeder ist wertvoll, egal mit welchem Schicksal derjenige vor der Tür steht. Ihre Biografie ist eng mit ihrem Engagement verbunden. Zu guter Letzt ist Friederike auch ein sehr gefragtes Senior Model.

Friederike Garbe: „Heute weiß ich, wer ich bin“ | ISBN 978-3765537189

…von mir lest ihr ja bereits so viel auf meinem Blog, daher spare ich mir meine Vorstellung.

JA, ich habe Lampenfieber – die Vorfreude jedoch ist weitaus größer! Das wird durch unsere unterschiedlichen Lebensgeschichten ganz besonders besonders und ich freue mich auf den Austausch mit euch!!!
Ich weiß bereits von lieben Herzensmenschen, die mit kurzem oder auch langem Anfahrtsweg zur Lesung kommen – wie toll ist das?!?

Bist du dabei?!

Noch kein Ticket? Die gibt’s hier: unter diesem Link *klick*

Verstellbarbank

Verstellbarbank

Fröhlich inspiriert starte ich das Tippen für einen neuen Beitrag im Rahmen der diesjährigen November-Blogaktion vom wunderbaren Totenhemdblog.
Worum geht es bei diesem Mal?! Oha… Wartet mal… Das ist bereits die
9. Blogaktion???
What?!?
Das passt ja ausgezeichnet – ist doch heute der 9. Jahrestag ♥

9 Jahre….. Da muss ich direkt mal innehalten. 9 Jahre, seit du gestorben bist… Du fehlst… Seufz.
AUF DICH!!!

In dieser (9.!!!) November-Blogaktion ist das Thema ausgerufen:

Humorvolle Grabinschriften zeigen ein buntes Leben

Da ich tendenziell eher selten auf Friedhöfen unterwegs bin, habe ich mich auf Spinnereien eingelassen und mir überlegt, was ich für mich denn gern hätte…

Für mich ist ein Platz im Ruheforst reserviert, daher fällt die Option weg, einen Grabstein dort aufzustellen.

Dann erinnerte ich mich an ein Posting auf Facebook, das ich auf meiner Seite geteilt hatte:
„Ich möchte später kein Grab. Ich möchte eine Bank mit meinem Namen darauf. So kann sich jeder zu mir setzen, der mit mir reden möchte.“
Daraus entstand eine inspirierende Diskussion darum, dass es viel schöner sein könnte, eine Gedenk-Bank aufzustellen, wo man sich niederlassen kann. Jede/r der Beteiligten hatte andere Vorstellungen davon, wo diese Bank dann zu finden wäre.

Meine? Meine stünde am Atlantik… Definitiv… Im silbernen Sand der Côte d’argent mit Blick auf die tosenden Wellen… Hach… Ja, sie hätte ausreichend hohe Bankbeine, damit man nicht nass wird, wenn die Wellen anrollen (zu häufig hatte ich live am Strand nasse Klamotten, wenn ich nicht auf Baden eingestellt war…).
Ich sitze gedanklich bereits dort – kommst du auch?!

Oh, Moment mal… Da ist dieser Ort im Ruheforst, wo man den Wind in den Bäumen hört, während unten an der Steilküste die Wellen plätschern… Dort sollte man auch sitzen können.

Und dieser fabulöse Platz am Mittelmeer, wo ich mir vorstellte, dass 3 Lieblingsmenschen Schabernack mit meiner Asche treiben (Was meine ich?! Hier nachlesen: *klick*) – das wäre auf einer Bank doch auch viel schöner…?

Auf Sylt bin ich auch so gern. Wie schön wäre es, wenn man dort am Lister Weststrand beinebaumelnd sitzen und an mich denken könnte?!

Und… und… und…

…es wird immer klarer: Für mich muss es eine Verstellbarbank sein, die jede/r sich hinstellen kann, wo es am schönsten ist – vielleicht sehe ich dadurch auch wunderschöne Lieblingsplätze, die mir bislang unbekannt geblieben sind?!

Was sagt dein Grabstein über dich aus?

Kürzlich hatte ich das Vergnügen, einen Film im Rahmen der Nordischen Filmtage in Lübeck zu sehen. Das „Für immer“ ist für ein altes Ehepaar Wirklichkeit geworden. Der Film begleitet sie auf dem letzten Weg, bevor einer von ihnen stirbt (von mir eine unbedingte Guck-Empfehlung: warmherzig und unaufgeregt und inspirierend!).
Auf der Kinoleinwand unterhielten sich Eva und Dieter Simon bei einem Spaziergang über den Friedhof über die Grabgestaltung und sinnierten darüber, wie schön es doch wäre, wenn auf dem jeweiligen Grabstein noch ein Spruch stände, der typisch für die dort begrabene Person war.

Bei mir stände dann vermutlich

Einfach mal machen, könnte ja gut werden.

Wäre ganz mein Humor *lach*.

Das mit der Bank ist übrigens gar nicht so spinnert. Das gibt es bereits. Im Netz gefunden habe ich, dass Dirk Bach eine solche Bank (in Pink!) an seinem Grab stehen hat. Allerdings – wie es so schön üblich ist in Deutschland – fällt sie möglicherweise Regularien zum Opfer. Weiß da jemand Aktuelleres?!

Hier findest du Infos zur Bank von Dirk Bach *klick*

Zurück zu meiner Verstellbarbank: Hier könnte ich dich wiedertreffen, mit dir gemeinsam auf der Bank sitzen, aufs Wasser schauen und vermutlich braucht es nicht viele Worte… Alles ist gut.
Wenn ich mich umdrehe und auf die Lehne der Bank schaue, sehe ich dort neben meinem Namen und meinen Lebensdaten geschrieben:

Schau mal, schön hier!

(c) Stefan Bitzer

Zeitsprung: Von meiner Wolke sehe ich, dass jemand auf meiner Bank sitzt… Oh, Besuch!
Ich eile und setze mich auf die Bank, die Beine baumeln, die Bömmel auf dem Kopf auch… Ich lache vor Vergnügen, wie die Wellen um die Beine der Bank rauschen.
Wie schön, dass du gekommen bist an diesem besonderen Tag. Es gibt Torte!!!

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, liebe Sarah ♥



Tausend Dank für eure November-Blogaktion, ihr Lieben vom Totenhemdblog. Schrieb ich früher das auf, was gerade „dran“ war, schreibe ich jetzt nur noch auf Inspiration – hier wart ihr erneut der nötige Stupser…

Presse-Aufmerksamkeit 2022

Presse-Aufmerksamkeit 2022

Es fing an mit einer Interview-Anfrage, die Probleme hatte, zu mir zu finden. Über meinen damaligen Verlag hatte eine Journalistin eine Anfrage gestellt, jedoch keine Antwort erhalten…

Wie schön, dass Sibylle Royal sich davon nicht hat abhalten lassen: Sie hat meine Kontaktdaten recherchiert und mich direkt angeschrieben.

Gerne würde ich Sie für ein Interview gewinnen in unserem 14-tägigen Frauenmagazin MEINS, was sich an Frauen 50plus wendet.

…aus der E-Mail von Frau Royal

Hö? Hurra!!! Ich bin zu jung! Irgendwie sowas ging mir durch den Kopf (jaja, mittlerweile schon nicht mehr. Nun bin ich ja eh so ein „plus“ ;0). Von der „MEINS“ hatte ich noch nie gehört – aber im Markt der Frauenzeitschriften bin ich wirklich nicht textsicher…

Ich erinnere noch, dass ich mich hin- und hergerissen fühlte. Das Erlebte fühlt sich mittlerweile so weit weg an. Das ist gut so. Will ich das wieder „aufrühren“?
Gleichzeitig ist es ja schon eine Ehre, googlefindbar zu sein und so Aufmerksamkeit erregt zu haben. Thematischer Anknüpfungspunkt war mein Beitrag Immer wieder sonntags…, der so schön darstellt, wie herausfordernd diese freien Tage sind, die man im Leben „bisher“ mit dem Lieblingsmenschen geteilt hat.

Wir haben uns also kurzum zu einem Interview-Telefon-Termin verabredet. Ich saß (relativ) entspannt im Garten hinter dem Haus und habe mich Stück für Stück anhand der Fragen durch meine Vergangenheit gewühlt. Uff… Das war herausfordernd und schön zugleich.

Mein Geschenk

Natürlich surfte ich durchaus ab und an auf der Tränengrenze… Das Erinnern und Bewusstmachen, was alles passiert war, hat mich geflasht.

Ich erinnere jedoch viel stärker, dass mir irgendwann im Gespräch bewusst wurde:

Ich bin so nicht mehr. Ich bin dem entwachsen.

Das, was für den Artikel relevant ist, haben wir gemeinsam zusammengetragen – eine Mischung aus dem, was ich im Telefonat erzählte und Passagen aus meinem Buch.
Ich war und bin unfassbar stolz, dass ich „diese Anja“ hinter mir gelassen habe!
Gleichzeitig freue ich mich unbändig, dass ich mit dem Artikel Menschen erreiche, die anhand meiner Geschichte Gemeinsamkeiten finden und realisieren können, dass es einen Weg durch die Trauer, mit der Trauer geben kann.

Witziges Feature

Mit diesem Interview habe ich dann tatsächlich im Lauf des Jahres 2022 insgesamt 3 Frauenzeitschriften gerockt:

  • MEINS
  • Bella
  • TINA

Bonusmaterial

Promis erhalten für solche Interviews sicher eine interessante Gage – ich nicht *lach*.

Stattdessen freue ich mich an den tollen Fotos, die für mich dabei „herausgesprungen“ sind. Ich habe mich zur besten Rapsblütezeit mit der tollen Ute Mans getroffen und wir hatten eine wunderprächtige Zeit beim Shooting. Meine Gazelle und ich haben ALLES gegeben.

Hier ein Beispiel aus dem Shooting:

Pic: Ute Mans

Das Wetter war perfektes norddeutsches Schmuddelwetter. Bester Nieselregen für einen frischen Teint inklusive…


Wie bitte?!? Du hast keine vollständige Sammlung der letztjährigen Frauenmagazine?!

Dann ist hier deine Rettung: Die veröffentlichten Beiträge als PDF:

MEINS 12/2022

Bella 46/2022

TINA 35/2022

Hast du einen der Artikel „live“ gesehen?

Witziges Feature 2

Nach dem Erscheinen der TINA erhielt ich Briefpost. Da dies heutzutage eher selten vorkommt, habe ich ich natürlich gefreut (keine Rechnung, hurra!). Beim Lesen der Zeilen stutzte ich jedoch. Die Frau, die mich anschrieb, war sehr höflich und zuvorkommend und bedankte sich dafür, dass ich über mein Erleben berichtet habe.
Letztlich wollte sie mich zu den Zeugen Jehovas bekehren. Schallendes Lachen meinerseits.

Sorry, aber nicht sorry: NEIN!

Jede/r ist meiner Meinung nach frei, ihre/seine Glaubensrichtung zu wählen. Andere dazu zu bekehren und in wie-auch-immer-gearteter Weise zu bedrängen ist jedoch ein absolutes No-Go!!!

Mit mir nicht!

Ich blicke also stolz zurück auf die veröffentlichten Berichte und verbinde dies mit einem herzlichen Dankeschön an Sibylle Royal, die sich für dieses Thema engagiert hat. SUPER!

Wie heißt es so schön am Ende der Beiträge:

Heute stelle ich mich ans offene Fenster und atme tief ein und aus. Ich lebe!

Gastbeitrag: „Das Erbe der 500 Bücher“

Gastbeitrag: „Das Erbe der 500 Bücher“

…von Irene Kasapis

Haaaach, hier entsteht etwas Neues: Mein Blog öffnet die virtuellen Türen für einen Gastbeitrag und ich freue mich wie Bolle, dass Irene einen weiteren Schritt in die Öffentlichkeit wagt.

Irene durfte ich vor einiger Zeit kennenlernen – 2018 war es bereits, habe ich gerade nachgeschaut. Da war ich zu Gast in ihrem Podcast „Was bleibt, ist deine Liebe“, der leider nicht mehr online ist. Ich habe aber tatsächlich noch die Aufnahme davon – das muss ich mir unbedingt noch einmal in Ruhe anhören ♥

Kürzlich bin ich Irene auf Instagram erneut begegnet, sie veröffentlicht dort nämlich jeden Sonntag Gespräche mit ihrer Trauer – ich lese das supergerne, ihr vielleicht auch?

Irene auf Insta

Über die Autorin: 

Irene Kasapis ist geborene Münchnerin. Nach ganz viel Spiritualität kam die Kreativität in Form von Schreiben in ihr Leben.  

Auf Instagram veröffentlicht sie ihre Gespräche mit ihrer Trauer und Geschichten über (innere) Reisen und natürlich: über Bücher und was diese in ihr bewegen. Im Moment schreibt die Autorin ein Buch über ihre Reise(n) mit der Trauer und wie sie es geschafft hat, in einer gesunden Beziehung mit ihrer Trauer zu leben. 

Hier nun Bühne frei für Irene:


Nachdem meine Mutter starb, hinterließ sie ca. 500 Bücher. Ich kaufte mir den 16-teiligen Expedit Schrank, um diesen Berg von Büchern in meiner Wohnung überhaupt lagern zu können. Ihre Bücher waren größtenteils in den 50er und 60er Jahren gedruckt und haben meine Mutter durch bewegte Zeiten begleitet; eine Flucht aus der bis dato bekannten Heimat zum Ende des zweiten Weltkrieg, die Nachkriegsjahre und immer und immer wieder neu anfangen in wechselnden Städten. 

Ich stelle mir vor, dass meine Mutter in den Jahren, die auf die Flucht gefolgt sind, die Bücher gebraucht hat, um sich an etwas Beständigem festzuhalten. Sie war auf jedes einzelne Buch stolz und konnte mir bei fast allen Büchern erzählen, wo sie dieses gekauft hat. 

Über die zwanzig Jahre, die nach dem Tod meiner Mutter folgten, haben die Bücher auch mir Sicherheit gegeben. Der IKEA-Schrank war wie ein riesiger Altar zum Andenken an meine Mutter. In meiner unverarbeiteten Trauer, redete ich mir ein, dass solange die Bücher da standen und ich sie anfassen konnte, immer noch die irrationale Hoffnung bestand, dass meine Mutter zurückkommen würde. Nachdem das natürlich nicht geschah und mich die ungelebte Trauer zu ersticken drohte, begab ich mich auf die Suche nach Antworten. Ich begab mich auf meine ganz eigene Trauerreise und begann meine Trauer in mein Leben zu integrieren. 

Und dann wurde mir der selbstgebaute Altar zu einem Sinnbild des riesigen Trauerberges, den ich mit mir rumschleppte. Jedes Mal, wenn ich wieder vor dem riesigen Ikea Schrank stand, wurde mein Herz ganz schwer und das Wissen darüber, dass meine Mutter nie wieder kommen würde, um sich eins ihrer Bücher zu holen, sank immer tiefer in mich rein. Eines Tages machte es dann „klick“ in mir und ich wollte anfangen MEIN Leben zu leben MIT der Trauer und nicht wie bisher bestimmt durch die Trauer. Und so begann ich mich, Schritt für Schritt, von den geliebten 500 Büchern zu trennen. Möglichkeiten wie Momox und Flohmärkte, alles war mir recht, mich von den Büchern zu trennen. 

Ich habe wirklich nur noch drei Bücher aus der Sammlung meiner Mutter behalten. Diese hüte ich, wie einen Schatz, denn ich weiß, wenn mich die Trauer und Sehnsucht nach meiner Mutter überkommt, denn das tut sie und wird sie mein Leben lang tun, dann geben mir diese drei letzten Bücher Trost und Halt und ich fühle mich mit meiner Mutter verbunden. 

Gastbeitrag zum Thema Trauer von Irene Kasapis
Das Erbe der 500 Bücher

Dieses Bild ist von Irene selbst gemalt und findet daher auch einen Ehrenplatz ♥

Danke für dein Vertrauen, liebe Irene: Ich wünsche dir inspirierende Rückmeldungen zu deinem Schreiben und freue mich, wenn du mit Selbstsicherheit dein Herzensthema in die Welt trägst – wichtig und wertvoll!

DANKE!

Mutig?!

Mutig?!

„Mutige Frau!“
…diese Worte fielen heute in einem geschäftlichen Telefonat, bei dem die Sprache auf mein Buch kam, weil der Gesprächspartner auf LinkedIn einen Post von mir gesehen hatte…

Ich war erst verdattert, hab kurz hineingespürt, weshalb ich drüber „stolpere“ und habe dann ganz einfach „Ja. Danke!“ geantwortet.

Nun kreist seitdem dieses „mutig“ in meinem Kopf…

Bin ich mutig?

Weil ich über meine Trauer geschrieben habe? Weil ich ein Buch veröffentlicht habe?!

Hmmm…

…wahrscheinlich schon, denn es war und ist keinesfalls selbstverständlich, sein Innenleben so offen zu präsentieren.
Und wie gerade kürzlich auf Insta diskutiert, herrscht „da draußen“ noch so viel Sprachlosigkeit angesichts trauernder Menschen… Ich bin sehr dankbar, dass es in „meiner Welt“ mittlerweile anders aussehen darf.
An mir schätzen meine Gesprächspartner, dass eine Tiefe möglich ist, die sonst im Alltagsblabla nicht zugelassen ist. Mit mir kann man lachen, weinen, motzen, kichern, schweigen, diskutieren,… Ohne Tabu (jedenfalls kein vorher festgelegtes fällt mir ein) und ohne Zwang – einfach das, was gerade „dran“ ist.

Wandlung

Stück für Stück und Schritt für Schritt darf sich das Umfeld wandeln. Ich verändere mich und um mich herum verändert sich dadurch auch so vieles.
Und weil sich mein Umfeld schon so gewandelt hat, fällt es mir manchmal gar nicht mehr auf, dass ich „anders“ bin – und das ist auch gut so. Denn es zeigt mir, dass ich mich (meist) im richtigen Umfeld bewege.
Vielleicht kommen wir eines Tages sogar über die gesellschaftliche Sprachlosigkeit hinweg – ich trage mein Teilchen dazu bei.

Nachdem ich nun dieses „mutig“ eine Weile bewegt und durchdacht habe, freue ich mich drüber:
Nicht im Sinne von Lob oder Schulterklopfen, sondern eher im Sinne von „Gesehenwerden“. Wunderbar, dass ich ausstrahle und äußere, was mir wichtig ist – und zwar so, dass es wahrgenommen werden kann.
Bisher beschränkte sich das meist auf eine bestimmte – besonders empfindsame – Menschenart oder die Menschen, die mich wirklich gut kennen.
Nun strahle ich wohl irgendwie anders. Lauter? Schön.

Wie mutig bist du?

Bist du ein Geschenk für die Welt?

(alles außer ein „JA“ ist hier nicht zulässig! ;0)

Umzug

Umzug

So ein Umzug ist ja im Alltag schon eine aufregende Sache – so auch, wenn ein Buch den Verlag wechselt.

Ich freue mich sehr, dass ich nun mit dem Emmarol Verlag zusammenarbeiten darf. Die Geschäftsführerin Anne Glunz habe ich durch ihre Kinderbuchreihe „Ida sucht das Glück“ kennengelernt und schätze sie als warmherzige, empathische und verbindliche Möglichmacherin ♥

Durch den Verlagswechsel erhält mein Buch eine neue ISBN, unter der es im Buchhandel bestellbar ist.
Über den Verlagsshop könnt ihr natürlich gerne bestellen – oder weiterhin auch direkt bei mir per E-Mail an untroestlich.blog(at)gmx.de

Neue ISBN 978-3-9824196-5-7

Ich bin dankbar, dass mein Buch durch euch in die Welt getragen wird – das ist toll!
…insbesondere in letzter Zeit erhielt ich viel positive Rückmeldung, dass mein Buch geschätzt wird. Das tut gut (der ein oder andere Selbstzweifel schleicht sich ja doch ab und an heimlich in den Kopf ;0) und freut mein Herz ♥

Du kennst jemanden, der/die ein toller Multiplikator für mein Buch sein könnte? Melde dich gerne, damit ich Kontakt aufnehmen kann. DANKE!

So, und nun lege ich die Füße hoch – nach einem Umzug darf man sich auch ein wenig ausruhen, oder?

Mein Trauerblogbuch ...ein Stück untröstlich wechselt den Verlag
Verlagswechsel zum Emmarol Verlag
Totenhemd – ist das Prosa oder kann das weg?!

Totenhemd – ist das Prosa oder kann das weg?!

Tataaa, es ist wieder so weit: ein Jahr ist rum, die alljährliche November-Blog-Aktion vom Totenhemd-Blog ruft – und ich bekam eine „Sondereinladung“ zur Teilnahme!!! Ich fühle mich zutiefst geehrt und möchte es nicht versäumen, an dieser Stelle die allerherzlichsten Geburtstagsglückwünsche an Sarah zu verschicken – hat sie doch extra diesen Tag für mich frei gegeben und dafür am 15.11.2022 mitgemacht:

Alles, alles Liebe zum Geburtstag, liebe Sarah!!!

Also, worum geht es in der diesjährigen Blog-Aktion? Wie folgt lautete die Ansage:

„Schreibe eine Kurzgeschichte egal welches Genre, ein Slam Poetry oder ein Lied. Die einzige Voraussetzung, das Wort „Totenhemd“ soll in deinem Text drin sein.“

Uff… Geschafft! Das Wort steht ja schon im Titel, dann bin ich fein raus ;0)
Prosa??? Kannichnicht. Egal, ich mache trotzdem mit!

Nun zur eigentlichen Text-Aufgabe:


„Das macht sie nicht… Oder?!?“ etwas nervös hört man die Stimme…

„Neeein, das macht sie nicht.“ tönt es beruhigend zurück.

„Das macht sie NICHT!!!“ etwas lauter.

„Nein, nein, natürlich nicht, das würde sie nie tun…“ wieder beruhigend…

„Lasst mich mal durch, ich kann gar nichts sehen… Ach, schau, die Anja habe ich ja lange nicht gesehen. Gut sieht sie aus, so fröhlich.“

„Aber, aber, aber….. Guck doch!“ schrillt es alarmiert.

„Hör mal, sie weiß doch, wie wichtig… Aaaaaaaah!!!“

RATSCH!!!

„Um Himmels Willen, schau dir das an!“

„Es ist zum Heulen!“

„Das darf doch nicht wahr sein.“

„Ich fasse es nicht!“

Mit Tränen in der Stimme stammelt jemand: „Sie hat es einfach so… Zerrissen?!?“

Die Stimmen überschlagen sich beinahe vor Entsetzen und es herrscht große Unruhe und Geraschel.
Wo? Na, im Kleiderschrank!
Oh, das schöne blaue Dreieckstuch hatte ich ganz vergessen?! Muss ich unbedingt mal wieder tragen.

„Ja. Hat sie.“

Pullover, Blusen, Hosen, Kleider, Blazer, und was sich da sonst noch so tummelt, quatscht wild durcheinander… Falls jemand überlegt: Schlüpper und Socken können nichts sehen, die sind in der Kommodenschublade.

Der dunkelblaue Blazer rümpft empört die Nase: „Also, das hätte ich nicht von ihr gedacht!“

„Oh mann, was hat denn das arme Hemd getan, dass sie es so malträtiert?!“

„Schaut mal, jetzt nimmt sie das Teil und wickelt es um ein hellblaues Buch. Was soll das denn?“

„Ui, jetzt kommt noch ein Band drumherum – und oooh, eine Schleife. Das gefällt mir aber gut.“

„Spinnst du?! Wie kann dir sowas gefallen?! Sie hat das Hemd zerrissen! Zer-ris-sen!!!“

„Also ich möchte auch so eine schöne Schleife…“

„Ich glaube, es hackt.“

„Nein, guck doch mal, wie liebevoll sie das macht. Mit mir schimpft sie immer, wenn der Knopf nicht zu geht.“

„Ich finde das auch hübsch, was sie da gemacht hat. Das olle Hemd hatte doch wirklich keinen Pfiff, hing total langweilig herum. Nun ist es echt aufgewertet. Ich weiß allerdings nicht, womit es das verdient hat. Ts…“

„Pssst, es kann dich doch hören.“

„Na und?!“

…und wie es das hören kann: Das Stück Totenhemd strahlt und lacht unter seiner Schleife und zwinkert den übrig gebliebenen Kleiderstücken zu:
„Tschüss, ich gehe jetzt auf Reisen. Ich fühle mich großartig, ist das aufregend!!!“

Mögliche Totenhemden im Kleiderschrank, Trauer in unterschiedlichsten Facetten

Und ich so?

Ach, das war eine gute Idee! Die Bücher sind nun gut geschützt und hübsch sieht es auch noch aus. So können sie sicher verschickt werden, da freue ich mich.
Es ist doch aufwändiger als ich dachte, immer passendes Verpackungsmaterial parat zu haben, um Buchbestellungen zu bearbeiten – aber so ist es doch eine tolle Lösung.

Dieses Schlabberhemd ziehe ich ja doch nicht an, wenn es soweit ist. Das passt gar nicht mehr zu mir – und mal ehrlich: im Fall der Fälle, dass man doch „danach“ noch was spüren sollte, friere ich mir ja den Hintern ab. Nein. Ich halte fest, dass man mir anzieht, was ich zu der Zeit meines Todes am liebsten getragen habe – dazu muss ich meine Abschiedsverfügung natürlich regelmäßig anpassen… Und falls mich dann doch jemand in ein unbequemes Dingsbumms zwängt, erscheine ich als Geist und räche mich!


HEUTE ist erneut ein ganz besonderer Tag:
Andreas starb vor nun 8 Jahren (whaaat?!) und ich feiere ihn hier und heute mit diesem Beitrag, den ich ihm zu Ehren schreibe.
Auf DICH! Da oben oder wo auch immer du gerade bist:


Es ist so schön, dich in meinem Leben gehabt zu haben – und irgendwie weiterhin zu haben… PROST!


Fußnote: Ja, ich verschicke meine Bücherbestellungen eigenhändig mit viel Liebe und schaue auch, dass ich sie gut verpacke – sie werden jedoch nicht in Totenhemdfetzen gewickelt – das entsprang hier meiner Phantasie ;0)
Wenn du noch kein Buch von mir hast und gerne eines hättest, melde dich gerne direkt bei mir – die Zusammenarbeit mit dem Verlag endet in Kürze, daher bearbeite ich Bestellungen höchstpersönlich, jawohl! Kurze Mail an untroestlich.blog(at)gmx.de

Länger als…

Länger als…

Wann ist denn das passiert?! Fragend schaue ich mich um.
Nunja, ganz so überraschend war das ja nicht – aber nun überrollen mich doch Gefühle und Gedanken.

Du bist nun länger fort als wir gemeinsame Zeit hatten.

Zack. Das muss man erstmal sacken lassen, oder? Mich hat der Gedanke daran immer beschäftigt und irgendwie war es dennoch nie wirklich greifbar.
Ist es das denn jetzt?
Hm… Nein.
Seltsam abstrakt umwabert mich dieses Gefühl des Vermissens…

Ich vermisse dein „huhu“ beim Heimkommen.
Ich vermisse deinen Geruch – und manchmal weht mir dein Parfum auf der Straße in die Nase uns lässt mich lächeln…
Ich vermisse deine Umarmungen – niemand kann so umarmen, wie du es tatest.
Ich vermisse die Frau, die ich hätte sein können – mit dir an meiner Seite.
Ich vermisse ein gemeinsames Leben, das sich so scheinbar unendlich vor uns ausbreitete.

Und doch: ich habe so viel… Und es ist auch schön, dieses Vermissen.
Klingt seltsam? Vielleicht… Mir zeigt es aber sehr deutlich, was ich schon in meinem Leben an Schätzen gesammelt habe – die mir niemand niemals nehmen kann.

Ja, es tut tatsächlich gut, sich diesem Gefühl des Vermissens hinzugeben, einzutauchen…
Es ist anstrengend und traurig und gleichzeitig unfassbar wertvoll.

Herz auf dem Findling am Grab im Ruheforst…

Dieses Herz, das eine Laune der Natur auf den Findling im Ruheforst bei Andreas‘ Grab hinterlassen hat – wie oft habe ich alleine oder gemeinsam mit dem Sohnemann hier gestanden und die Konturen nachgemalt.
Anfangs konnte man auch noch unsere Initialen erahnen. 2 mal ein „A“ und ein Buchstabe für den Sohn… Wir gehörten ja zusammen, das war unverkennbar. Die Buchstaben verschwanden recht schnell unter Moosfasern und Gestrüpp – das Herz blieb erkennbar.
Mittlerweile ist es verschwunden, die Oberfläche des Steins hat sich verändert, hat sich gewandelt. Stück für Stück…
Wie so vieles in meinem Leben.

Dankbar

Dafür bin ich dankbar. Für die gemeinsame Zeit und auch umso mehr für die Zeit, die ich ohne Andreas weitergegangen bin.
In diesen Tagen kommen erinnerungstagbedingt viele Erinnerungen an die gemeinsame Zeit hoch – und ich schaue sie mir mal mehr mal weniger aufmerksam an.

Überraschungen gehören auch in diese Zeit: ein Schreiben vom Erzbistum Hamburg, das jahreszeitlich angemessen auf Allerseelen Bezug nahm, wehte auf meinen Schreibtisch mit einem „mich haben die Worte bewegt, auch für Dich…“.
Humpf, Kirche, na toll. Pff… Na gut, ich lese es…
Ah…
Oh…
Na, das hat er aber wirklich einfühlsam formuliert.
Schön…
Huch? Ich finde das gut, was „einer aus der Kirche“ schreibt? Ja, denn er hat sehr schöne Worte gefunden, bodenständig, unaufgeregt… Ein Satz trifft mich dabei besonders ins Herz:

Es tut gut, der Erinnerung Raum zu geben.

(aus einem Brief des Erzbischofs Dr. Stefan Heße)

Beim Durchtauchen dieser Erinnerungen sammle ich Gefühle wie Blumen und Gräser… Hier ein Lächeln, da ein schmerzerfülltes Weinen, dort ein wohliger Schauer, ein Seufzer, wieder Tränen,…
Also, wenn ich hier fertig bin, habe ich einen riesigen Strauß beisammen. Den werde ich in eine Vase stellen – ans Fenster ins Licht, damit er leuchten kann. Siehst du ihn?

Smile, though your heart is aching…

Was bleibt?

…ich kann es noch immer nicht aushalten, wenn eine ungerade Anzahl Kerzen brennt ;0)