Wann ist denn das passiert?! Fragend schaue ich mich um.
Nunja, ganz so überraschend war das ja nicht – aber nun überrollen mich doch Gefühle und Gedanken.
Du bist nun länger fort als wir gemeinsame Zeit hatten.
Zack. Das muss man erstmal sacken lassen, oder? Mich hat der Gedanke daran immer beschäftigt und irgendwie war es dennoch nie wirklich greifbar.
Ist es das denn jetzt?
Hm… Nein.
Seltsam abstrakt umwabert mich dieses Gefühl des Vermissens…
Ich vermisse dein „huhu“ beim Heimkommen.
Ich vermisse deinen Geruch – und manchmal weht mir dein Parfum auf der Straße in die Nase uns lässt mich lächeln…
Ich vermisse deine Umarmungen – niemand kann so umarmen, wie du es tatest.
Ich vermisse die Frau, die ich hätte sein können – mit dir an meiner Seite.
Ich vermisse ein gemeinsames Leben, das sich so scheinbar unendlich vor uns ausbreitete.
Und doch: ich habe so viel… Und es ist auch schön, dieses Vermissen.
Klingt seltsam? Vielleicht… Mir zeigt es aber sehr deutlich, was ich schon in meinem Leben an Schätzen gesammelt habe – die mir niemand niemals nehmen kann.
Ja, es tut tatsächlich gut, sich diesem Gefühl des Vermissens hinzugeben, einzutauchen…
Es ist anstrengend und traurig und gleichzeitig unfassbar wertvoll.

Dieses Herz, das eine Laune der Natur auf den Findling im Ruheforst bei Andreas‘ Grab hinterlassen hat – wie oft habe ich alleine oder gemeinsam mit dem Sohnemann hier gestanden und die Konturen nachgemalt.
Anfangs konnte man auch noch unsere Initialen erahnen. 2 mal ein „A“ und ein Buchstabe für den Sohn… Wir gehörten ja zusammen, das war unverkennbar. Die Buchstaben verschwanden recht schnell unter Moosfasern und Gestrüpp – das Herz blieb erkennbar.
Mittlerweile ist es verschwunden, die Oberfläche des Steins hat sich verändert, hat sich gewandelt. Stück für Stück…
Wie so vieles in meinem Leben.
Dankbar
Dafür bin ich dankbar. Für die gemeinsame Zeit und auch umso mehr für die Zeit, die ich ohne Andreas weitergegangen bin.
In diesen Tagen kommen erinnerungstagbedingt viele Erinnerungen an die gemeinsame Zeit hoch – und ich schaue sie mir mal mehr mal weniger aufmerksam an.
Überraschungen gehören auch in diese Zeit: ein Schreiben vom Erzbistum Hamburg, das jahreszeitlich angemessen auf Allerseelen Bezug nahm, wehte auf meinen Schreibtisch mit einem „mich haben die Worte bewegt, auch für Dich…“.
Humpf, Kirche, na toll. Pff… Na gut, ich lese es…
Ah…
Oh…
Na, das hat er aber wirklich einfühlsam formuliert.
Schön…
Huch? Ich finde das gut, was „einer aus der Kirche“ schreibt? Ja, denn er hat sehr schöne Worte gefunden, bodenständig, unaufgeregt… Ein Satz trifft mich dabei besonders ins Herz:
Es tut gut, der Erinnerung Raum zu geben.
(aus einem Brief des Erzbischofs Dr. Stefan Heße)
Beim Durchtauchen dieser Erinnerungen sammle ich Gefühle wie Blumen und Gräser… Hier ein Lächeln, da ein schmerzerfülltes Weinen, dort ein wohliger Schauer, ein Seufzer, wieder Tränen,…
Also, wenn ich hier fertig bin, habe ich einen riesigen Strauß beisammen. Den werde ich in eine Vase stellen – ans Fenster ins Licht, damit er leuchten kann. Siehst du ihn?
Smile, though your heart is aching…
Was bleibt?
…ich kann es noch immer nicht aushalten, wenn eine ungerade Anzahl Kerzen brennt ;0)