JA, verdammt… Bin ich… Jedenfalls ab und zu…
Ich glaube, diese Frage steht auf der Rangliste der „Hass“-Fragen bei Trauernden gaaaaanz weit oben… Es wurde schon häufiger darüber geschrieben und so langsam, langsam dreht sich vielleicht etwas an der breiten Akzeptanz und Trauernde werden nach und nach in ihrem eigenen Tempo „gelassen“.
Aber ich habe sie mir nun einmal selbst gestellt (bissel masochistisch vielleicht?!?):
Bin ich immer noch traurig???
Immerhin ist es bei mir fast 3 Jahre her… Die ersten Erinnerungstage jähren sich tatsächlich zum 3. Mal (whaaat?!?). Ist nun nicht mal gut mit dem Trauern? Her mit dem lustigen, wilden Leben…?
Ein wenig bin ich ja manchmal von mir selbst genervt… So oft diese tiefschürfenden Gefühle. Das ist soooooooo anstrengend…
Tja, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Gerade wenn man am wenigsten Bock drauf hat, kommt da so ein Tief ums Eck, schnappt dich und ziiiiiiiiiiieht dich runter… Tief, tiefer, noch tiefer… Ich war total überrumpelt, als mich dieses Tief packte – ich konnte nicht rechtzeitig zur Seite hüpfen.
Ja, vielleicht hätte ich darauf vorbereit sein können. Am Vortag habe ich mit einer Freundin über Andreas‘ Todestag gesprochen. Über sein Sterben… Dazu möchte ich in einem anderen Beitrag ein paar Gedanken mit euch teilen… Es war ein superschönes Gespräch und hat mich in vielen Aspekten wieder ein Stück weiter geschoben.
Aaaaber, es hat wohl auch einen großen Batzen Gefühle hervorgekitzelt, die ich noch nicht gefühlt hatte. Die waren jetzt „dran“.
Ich war so unsagbar traurig, ging durch so viele schmerzhafte Gefühle…
Wie schaffe ich es da durch?
Ich stelle immer wieder fest, dass die Tipps und Ratschläge, die ich anderen Trauernden geben kann, für mich selber nicht so leicht verfügbar sind. In Verzweiflung funktioniert der Kopf halt nicht.
Damit ich einmal einen Punkt habe, wo ich nachlesen kann, schreibe ich mal ein paar hilfreiche Dinge hier auf:
- Bachblüten-Notfallspray
- atmen: eeeeeeeeiiiinnn…. und aaaaaauuuuusss……
- Thymusdrüsenklopfen
- frische Luft, Natur – spazieren gehen, egal wie das Wetter ist
- reden… Notruf an eine Freundin absetzen und sie vollheulen
- Wärme: Körnerkissen, dicke Decke (weinen kostet viel Energie)
- Kerze an, schöne Musik hören
Vielleicht brauche ich die Hilfestellung nie wieder – ich gehe aber davon aus, dass dies nicht das letzte Tief gewesen ist ;0)
Auf „In lauter Trauer“ bin ich das erste Mal dem „Märchen von der traurigen Traurigkeit“ begegnet (oh, ich sehe gerade, dass wir da auf Silkes Seite in den Kommentaren auch einen wunderbaren Austausch zur Traurigkeit hatten) und habe mich davon verzaubern lassen – vielleicht magst du es auch? Hier findest du es, das „Märchen von der traurigen Traurigkeit“
Kürzlich habe ich auf Facebook diesen Spruch gelesen:
Du siehst alles ein bisschen klarer mit Augen, die geweint haben.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Ömpf… Also… Dass mir nun irgendetwas klarer war, als die Tränen geweint waren, kann ich nun wirklich nicht behaupten. Ich war einfach nur fix und foxi.
Aber in meinen Augen (hihi, das passt ja) ist dieser Spruch umfassender gemeint. Die Summe meiner Tränen und das Gespür für diese Tiefen – es verändert meine Sicht auf die Welt.
Wie man es auch interpretieren könnte: nach jeder Traurigkeitsphase verändere ich mich wieder ein Stück. Mit jedem tiefen Tief, aus dem ich mich herausgeboxt habe, bin ich ein Stück anders (einfach ohne besondere Wertung: nicht besser, nicht schlechter… anders).
Seit ich dieses Tief durchschritten habe, spüre ich eine faszinierende Energie – ich gehe gestärkt aus dieser Phase weiter… Ist das schön!
Und sollte ich mich einmal wieder genervt fragen:
„Ochnö, ist nun nicht langsam mal gut mit diesem Traurigsein?!?“
Dann antworte ich: Nein! Diese Traurigkeit gehört zu mir – sie darf bleiben und sich ab und zu neben mich setzen. Ich weiß, dass ich stark bin und sie aushalten kann. Und mit jeder geweinten Träne sehe ich ein wenig klarer ♥
Hallöchen,
ich muss sagen, in diesem Artikel finde ich mich total wieder. Nur durch Zufall habe ich den Blog gefunden, weil ich am Wochenende darüber nachgedacht habe, selber einen Blog zu dem Thema zu kreieren und ich heute mal gegoogelt habe. Und dann lese ich die Überschrift und denke mir, ja, die Frage ist die Frage, die einen an den Rand der Verzweiflung bringt.
Ich muss dazu sagen, direkt habe ich sie noch nicht gehört, aber entweder hinter meinem Rücken oder man kann sie in den Augen derer ablesen, die vor einem stehen.
Ich habe meine Mama 2014 verloren, kurz vor meinem 25. Geburtstag. Sie war 50 und eigentlich kerngesund. Von heute auf morgen war sie nicht mehr da. Mein Schmerz ist wahrscheinlich nicht annähernd wie der einer Person, die ihren Partner verloren hat. Aber dennoch kenne ich diese Phasen und merke, wie ich, zum Glück, gestärkt aus einer solchen Phase gehe.
Mit vielen lieben Grüßen
Sonja
LikeGefällt 1 Person
Liebe Sonja,
wie schön, dass du hergefunden hast ;0)
Ich freue mich, wenn du dich in dem, was ich schreibe, wiederfinden kannst…
Es tut mir leid, dass deine Mutter schon so früh sterben musste… Das ist hart.
Ich denke, man kann Schmerz nicht vergleichen – er ist, wie er ist… Er ist.
Wie schön, wenn du spürst, dass du gestärkt aus schmerzvollen Phasen gehst – das ist sehr wertvoll!
Alles Liebe auf deinem Weg!
Herzliche Grüße
Anja
LikeLike