Heimatlose Liebe

Heimatlose Liebe

Jetzt, so am Ende des Jahres, schaue ich einmal zurück auf das vergangene Jahr… Viel Glück, viel Schmerz – ich habe es als extrem intensiv und ereignisreich empfunden…

Ich möchte diese Intensität sehr gerne mit in das neue Jahr nehmen. Ich spüre es förmlich in mir trappeln… Da ist ganz viel Energie, die noch nicht entfesselt darauf wartet, loszustürmen. Noch finde ich das ganz schön verwirrend… Ja, wohin soll sie denn stürmen? Was soll daraus werden?
Ich gönne mir an dieser Stelle ein Innehalten. Von Natur aus mit einem großen Topf Ungeduld überschüttet, fällt mir das nicht leicht. Dennoch tut es gut.

Mit der gestrigen Wintersonnenwende hat die „Zeit außerhalb der Zeit“ begonnen. Zwölf Rauhnächte beginnen mit der längsten Nacht des Jahres (hier findest du eine schöne Erklärung und Darstellung der Rauhnächte, wie ich finde: „Magie der Rauhnächte“). Für mich ein schöner Impuls, der so herrlich wohltuend der ganzen Weihnachtshektik und Feierei entgegensteht…

Ich versuche, zu vertrauen auf das, was da kommen mag. Schließlich hat das Bauchgefühl mir gut gezeigt, wann welcher Schritt „dran“ ist. Manches Mal habe ich meiner Intuition noch nicht vertraut. Habe sie ignoriert, weil ich zu der Zeit überzeugt war, etwas anderes zu wollen ;0)

In diesem Jahr bin ich meiner Intuition gefolgt, habe einen für mich monstermutigen Schritt getan und diesen Blog begonnen… Und es war ein so toller Schritt! Der Austausch zu diesem Thema ist bereichernd und ganz wunderbar für mich. Ich bin sehr dankbar für all‘ die Kommentare, Diskussionen, Gespräche und Nachrichten, die mich erreicht haben. Danke ♥
…ich freue mich auf alles, was sich hieraus noch entwickeln wird!

Einen Spruch habe ich dieses Jahr „geschenkt“ bekommen – der beschäftigt mich heute:

„Trauer ist heimatlos gewordene Liebe“

Als ich ihn das erste Mal las, habe ich genickt und konnte voll mitgehen… JA, wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann liebt man irgendwie ins Leere… Der Mensch ist nicht mehr da, der eben noch der Empfänger dieser Liebe war… Und das schmerzt so unsagbar… Und dann fängt man an zu suchen, wo man mit dieser Liebe abbleiben soll – sie hört ja nicht einfach auf – daraus entsteht eine unglaubliche Sehnsucht…
Diese Sehnsucht habe ich bei Trennungen und auch nach meiner Scheidung erlebt. Auch da wird die Liebe irgendwie heimatlos… Beim Tod empfinde ich das aber noch irgendwie anders… Bislang gab es immer einen Grund für den Trennungsschmerz – wie auch immer gelagert, konnte mein Verstand auf eine Weise greifen, warum diese Trennung sein „musste“. Manches Mal war auch die Liebe erloschen. Jedenfalls hat einer die Entscheidung getroffen, dass eine Trennung gesünder ist, als ein Zusammenbleiben…

Als Andreas starb, hat keiner von uns diese Entscheidung getroffen – das wurde an mir unbekannter Stelle beschlossen…
Einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen habe ich gelernt, diese heimatlose Liebe zu wandeln. Liebevolle Erinnerungen zu fördern oder zu gestalten… Einen neuen Platz für Andreas zu finden… Mein Leben neu zu gestalten… All das war nur möglich mit dieser Liebe, die „frei“ geworden ist… Sie birgt eine ganz magische Energie in sich.

Interessant fand ich die Erfahrung für mich, dass meine Liebe zu Andreas dabei einfach weiter existieren darf… Mein Herz ist so groß und liebensfähig – ein Teil liebt ihn weiter, ohne dass meine Liebensfähigkeit in irgendeiner Form eingeschränkt wäre.
Ich habe gelernt, dass das auch für alles gilt, was mir in meinem Leben begegnete und nicht mehr in meinem Leben sein darf. Es sind warme, schöne Erinnerungen an Begegnungen und die Liebe, die da entstand, die bleibt…

Bei kurzen Begegnungen habe ich dann spüren dürfen, dass auch zu mir Liebe strömt. Klingt vielleicht abgefahren, wenn man das liest – ich habe es für mich so erlebt.
So bleibt eine liebevolle Verbindung, die einfach – ja, ich nehme jetzt einfach dieses seltsame Wort: beglückend ist.

Heute habe ich das Gefühl, dass meine Liebe nicht mehr heimatlos ist. Nach vielem Suchen, Zweifeln, Verzagen, Irrungen und Wirrungen ist sie zurückgekehrt, wo sie zu Hause ist: verbunden und bei mir ♥

heart-2020968_1920
Quelle: Pixabay

3 Gedanken zu “Heimatlose Liebe

  1. Heimatlose Liebe, endlich hat das Gefühl einen Namen! Ich danke Dir dafür. Seit einem Jahr versuche ich es in Worte zu fassen, nun hast Du es mit diesem Beitrag geschafft. Und wieder hat sich eine neue Tür geöffnet, durch die ein Teil der Trauer sich einen Weg suchen kann.

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Silke,
      das klingt wunderbar – ein toller Gänsehaut-Moment für mich. Danke!
      Wie schön, wenn sich Türen öffnen (manche davon hat man nicht einmal gesehen…)! Ich wünsche dir, dass auch deine Liebe ihre Heimat wiederfindet. Alles Liebe auf deinem Weg!
      Herzliche Grüße
      Anja

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..