Huch?! Was ist denn nun? Ein Buch, das nicht von Trauer handelt auf einem Trauerblog?
Ohja!
Hier mache ich von Herzen gerne eine Ausnahme – bzw. vielleicht ist es auch gar keine…? Wenn man wie Sabine Dinkel so eine Hammer-Diagnose bekommt, trauert man ganz sicher auch um sein bisheriges Leben: Abschied und Traurigkeit von allem was bisher recht selbstverständlich war.
Ich gebe zu, ich bin schwer beeindruckt von Sabine! Ich liebe ihren Humor, mit dem sie dem Krebs ins Gesicht lacht (und mit dessen Hilfe sie selbst in ihren Tiefs Lächeln in den Gesichtern ihrer Lesenden verteilt)… Sie geht mit ihrer Erkrankung krass offensiv um – und ich finde das großartig und inspirierend!
Ja, es holt so ein schweres Thema *zack* mitten in das eigene, doch ganz bequeme Leben und macht es irgendwie unbequem… Aber wie auch beim Thema Trauer und Tod finde ich es gesund, die Dinge beim Namen zu nennen und „laut“ darüber zu kommunizieren.
Ich erinnere mich an einen Fernsehbeitrag über Sabine in Begleitung mit der Sterbeamme Claudia Cardinal (klick hier für den Link zum Beitrag „Sterben gehört zum Leben dazu“). Ich heule mit ihr mit, wenn sie nicht sicher ist, ob es sich noch lohnt, sich etwas Schönes zu kaufen und möchte am liebsten schreien:
JA, TU ES! Du hast es sowas von verdient!
…und was sie noch verdient hat: meine Hochachtung, indem sie mit ihren Büchern und insbesondere mit ihrer „Arschbombe“ anderen Mut macht – und Sichtbarkeit schafft.
Danke ♥
Ich freue mich, dass ich dir heute nicht nur meine Rezension von Sabines Buch präsentieren darf, sondern eine weitere von Dita Nerbas.
Dita hat mich kontaktiert und fragte, ob ich eine Rezi auf meinem Blog veröffentlichen würde: Ja, natürlich!
Also hier die Rezensionen im Doppel:
- Rezension Anja
- Rezension Dita
Wir haben beide je ein Exemplar der „Arschbombe“ vom Verlag gemäß den Regeln des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erhalten (darauf haben wir hiermit ordnungsgemäß hingewiesen ;0)
Meine Arschbombe in die Untiefen des Lebens
Comic-Tagebuch einer Krebserkrankung
Link zum Buch *klick*
ISBN 978-3-947815-77-7
…kennst du das Buch bereits? Wie gefällt es dir? Jede positive Bewertung ist #glückspeng für Sabine – her damit ;0)
1. Rezension Anja
Okay, vorneweg muss ich zugeben: ich habe mehr Bilder erwartet… Von wegen Comic und so *lach*
Aber im Nachhinein: wie herrlich und wunderbar, dass Sabine so „viele“ Worte in diesem Buch verliert. Ich liebe nämlich ihre Art zu schreiben und hatte daher sehr großen Spaß beim Lesen.
Sabine Dinkel lebt mit der Diagnose Eierstockkrebs – von ihr Schnieptröte genannt. Für viele dieser befremdlichen Facharztbegriffe, die mit dem Krebs in den eigenen Wortschatz gelangen, erfindet Sabine einfach neue. Das ist erst etwas ungewohnt und ich hatte ehrlich gesagt ein paar „Berührungsbefindlichkeiten“… Nach der Gewöhnung kommt aber die Erkenntnis für mich: so setzt Sabine diesen erschreckenden, etwas (sehr?!) angsteinflößenden Begriffen einfach sowas wie eine rote Clownsnase auf: Zack. Ällerbätsch!
Dieser humorvolle Umgang mit ihrer Erkrankung macht das Thema im Buch nicht oberflächlich oder überspielt gar den leidvollen Behandlungsweg – ich habe während des Lesens geschluckt, mit Tränen gekämpft (ja, auch welche vergossen!) und habe immer mitgefühlt und gebibbert.
Die Zeichnungen im Buch sind herzig, liebevoll und authentisch. Mein Lieblingsbild?! Gibt es nicht… Doch, Moment: Die Fatigue!
Eine komplett abstrakte und fast unbeschreibliche Nebenwirkung der Therapie zu vermenschlichen verschafft mir als Außenstehende eine Idee, was sie bedeuten kann. Großartig!
Wie sehr wünsche ich mir, dass dieses Buch nicht nur Krebserkrankten Mut macht und viele Sonnenstrahlen in Form von Lächeln schenkt – möge es doch seinen Weg finden zu den Behandelnden(!!!) und den unsicheren Zugehörigen. Ich glaube, mit diesem Buch darf es leichter werden, mit Erkrankten umzugehen.
Ja, ich gestehe: Sabine ist mir ein wenig unheimlich! Sie bringt mich dazu, dass ich mich (komplett freiwillig!) mit dem unbequemen Thema Krebs beschäftige und erlaube, dass es in meinem Leben Platz bekommt, obwohl ich nicht direkt davon betroffen bin.
Und dann finde ich diese toughe, offensive Frau auch noch so herzig und liebenswert, dass es mir vorkommt, als könnten wir einfach Freundinnen sein ohne uns weiter zu kennen. Ich habe ihr also einfach mal so eine Mutmach-Postkarte geschrieben. Und was soll ich sagen: sie hat sich persönlich bei mir bedankt! Wie sie das macht, dass sie Postkarten mit Facebookbekanntschaften verknüpft? Woher sie die Kraft dafür nimmt? Keine Ahnung… Unheimlich… Unheimlich süß!
Danke für dich, liebe Sabine ♥
2. Rezension Dita
Rezension über die Neuerscheinung:
Sabine Dinkel: Meine Arschbombe in die Untiefen des Lebens
Comic-Tagebuch einer KrebserkrankungRaubling: HAWEWE media; 2018
Sabine Dinkel lernte ich vor etwa einem Jahr kennen, durch ihr Buch „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“.
Der Planet Schnieptröte war bereits eine Offenbarung, das Sachbuch in Ton und Art ungewöhnlich, sehr zu empfehlen.
Auch wenn man „nur“ durch die Krebserkrankung eines nächsten Angehörigen betroffen ist. Vielleicht gerade dann. Und was heißt schon „nur“ … Jetzt „Meine Arschbombe in die Untiefen des Lebens“ als Comic-Tagebuch. Es nimmt einen sofort mit und lässt einen nicht mehr los bis zum Ende und darüber hinaus.
Die Comics sind eindrücklich, unaufdringlich und ausgeglichen verteilt. Sie werden immer durch Text ergänzt, erklärt, umschrieben. Der Text wäre auch ohne sie verständlich, aber um vieles ärmer. Die Zeichnungen sind absolut gelungen, so dass man sich in sie verlieben muss.
Doch nicht nur die Zeichnungen drücken die Liebe ihrer Erfinderin aus. Auch der Text mit seinen Umschreibungen und Spitznamen für Organe, Medikamente, Gefühle, Zustände … Sabine Dinkel macht es einem leicht, sich mit dem schweren Thema Krebs zu befassen.
Der Ton ist spielerisch, aber niemals oberflächlich.
Sie drückt auch ihre Wut aus, „berechtigten Bammel“, Grusel. Trotzdem überwiegt die Tapferkeit, die Dankbarkeit für Zuwendung und Gutes, das andere ihr tun und das immer wieder doch zu finden ist bei aller Quälerei.
Der Zeitraum, über den sie uns im Tagebuch mitnimmt, umfasst die ersten fünfzehn Monate ihrer Krebserkrankung. Die Diagnose bekam sie im November 2015.
Natürlich ist Zeit wichtig und Datumsangaben für ein Tagebuch zu erwarten.
So auch ein Jahresrückblick auf 2016 mit einer Gegenüberstellung von Gut und Böse, beziehungsweise umgekehrt, damit man mit dem Guten im Gedächtnis aus dem Kapitel entlassen wird.
Wenn auch genaue Daten zum Verständnis des Textes nicht nötig sind. So verzichtet sie auf datierte Kapitelüberschriften, wie bei Tagebüchern ansonsten üblich, stattdessen sind Ereignisse und Gefühlszustände entscheidend.
Die abschließende Beschreibung ihrer Jetzt-Zeit entlässt den Leser mit einem Gefühl von unglaublicher Reife. Die Untiefen des Lebens haben zu einer unermesslichen Tiefe geführt.
Fast nebenbei bekommt man auch Lektionen in Hochsensibilität, in Tierliebe zu Hunden, in Freundschaftspflege, in Krankenhausorganisation, Reha-Sport, in Arzt-Unsensibilität und Einfühlungsvermögen … Nicht unwichtig zu erwähnen ist das Thema Ernährung, speziell der kurze Exkurs über Zucker und Krebs. Man kann, auch als Angehörige, die Krebskranke unterstützen und pflegen, in einen Sog von Ratgebern kommen. Das bleibt nicht aus. Man wird überflutet von Glaubenssätzen.
Besonders gerührt hat mich die Beschreibung einer Begebenheit in der Reha-Klinik, als sich Sabine Wiedergutmachung für eine unsensible Arzt-Behandlung holt. Wie tröstlich, dass es einfühlsame und liebevolle medizinische Berufsausüber/innen gibt!
Es ist ein sehr authentisches Buch. Danke, Sabine!
Das Layout ist sehr ansprechend.
Zu den Zeichnungen kommen gelungene Absätze, der Textfluss wird aufgelockert durch Dialoge, Aufzählungen, Gegenüberstellungen, besondere Hervorhebungen in roter Schrift.
Es gibt größere Einzelzeichnungen, im Fließtext oder isoliert auf einer Seite, und kleinere Sechser-Comic-Päckchen, die mit einem wiederkehrenden Stil-Element, einem weißen Tape mit roten Punkten, an unterschiedlicher Stelle jeweils wie mit einem Stempel markiert sind.
Das Design des Klappenbroschur-Umschlags ist in einem ansprechenden Rotweiß gehalten und wirkt klar. Ruhig und konzentriert auf die Abwärts-Bewegung, in der die gezeichnete Hauptfigur sich befindet und die im Titel benannt wird. Der Klappentext zur Buchbeschreibung ist erfrischend knapp gehalten. Der zweite Klappentext zur Autoren-Info hat ein sehr sensibles, sympathisches Foto von Sabine Dinkel vorangestellt bekommen. Aus einem Youtube-Interview kenne ich bereits ihr schönes Lachen, das in diesem Foto festgehalten ist.
Das Buch ist gewidmet dem Mann an ihrer Seite, Alexej Lachmann, der die „Arschbombe in die Untiefen des Lebens“ mitmacht und begleitet. Auch er wird gezeichnet und beschrieben. Auch ihn kann man nur mögen.
Es gibt ein Vorwort von Inge Wollschläger (www.notaufnahmeschwester.com) und neben dem Nachwort von Sabine Dinkel selbst auch jeweils eines von Recover your smile e.V. und dem Verein Eierstockkrebs Deutschland e.V..
Dita bloggt auf https://ditanerbas.wordpress.com/
Ach, ist das schön! Das ist ja ein echtes Mega-Doppel-Glückspeng!
Ich freue mich sehr darüber. Ganz herzlichen Dank dafür! Hach!
Herzlichst
Sabine (gerade wieder mit der ollen Fatique im Schlepptau) ;o)
LikeGefällt 1 Person
Danke für deinen Mut, deine Offenheit und überhaupt…!
Ich habe vor ein paar Tagen eine Postkarte bekommen, über die ich mich von Herzen gefreut habe… Die würde auch zu dir passen:
„Du bist ein Geschenk für die Welt“
Kuschel dich mit deinen Hundies und auch mit der ollen Fatigue ein und fühl dich umarmt, wenn du magst…
Herzlich,
Anja
LikeGefällt 1 Person
Hallo Anja,
wie cool, danke! :=)))
Das hast du richtig schön gemacht. Und für Sabine ein schönes Weihnachtsgeschenk auch noch.
Danke dir!
Liebe Grüße
Dita
LikeGefällt 1 Person
Liebe Dita,
seeehr gerne :0)
Danke dir für die schöne Rezi – Sabine freut sich über ihr #glückspeng…
Herzlich,
Anja
LikeGefällt 1 Person