Wịt·we І Substantiv [die] І Frau, deren Ehemann gestorben ist.
…da war es wieder… Dieses Unsichtbar-Gefühl… Ich dachte, das hätte ich hinter mir gelassen…
Ich hatte mit dem Beitrag „Darf ich bitte trotzdem Witwe sein?“ an Silkes Blog-Aktion „Alle reden über Trauer“ teilgenommen – damals noch ohne eigenen Blog.
Heute ist der Tag, an dem noch ein paar zusätzliche Gedanken formuliert werden wollen…
Heute ist der Tag, an dem wir meine Schwiegermutter zu Grab getragen haben…
Heute ist der Tag, an dem ich stur weiter von meiner Schwiegermutter schreibe, denn was wäre sie denn sonst? Was wäre ich denn sonst in ihrem Leben?
Trauerfeier…
Ich sitze da und höre seiner Rede zu… Mit jedem Satz werde ich wütender… Die Person, von der der Pastor da erzählt… ich kenne sie nicht… Ahne nur, um wen es hier geht – es steht ja vorne ein großes Foto…
Der Pastor kann nur das erzählen, was er von den Verwandten erzählt bekommt, denn er kannte die Verstorbene gar nicht persönlich…
Ich habe sie nur eine kleine Weile ihres langen Lebens begleitet – aber in der Zeit hat sie mir viel erzählt aus diesem Leben bevor wir uns kannten… Lange, verplauderte Nachmittage im Garten, wo SchwieVa eine Story nach der anderen erzählte und sich mit SchwieMu kabbelte, wer an welcher Stelle die richtigere Version kennt (du kennst sicher diesen schmalen Grat, wo man kurz vorm Augenverdrehen ist, Fluchtgedanken unterdrückt, weil man eigentlich keine Geschichten von früher mehr ertragen kann und andererseits so fasziniert davon ist, was die „Alten“ erzählen…)… Solche „weißt du noch…?“ Momente… Andreas, der mir Geschichten aus seinem Familienleben anvertraut – Schönes… Befremdliches… Wunderbares… Erschreckendes…..
Ein Leben voller Höhen und Tiefen…
Weichgespült
Nichts von diesem facettenreichen Leben wird vermittelt… Eine weichgespülte Version dieses Lebens war wohl alles, was die lieben Verwandten aushalten konnten……?
Weichgespült bedeutet auch: es gibt mich nicht… Kein Wort…
„Liebe Geschwister, liebe Nichte… Freunde… Bekannte… Nachbarn…“
ÄH?!? Tja, dann ordne ich mich mal unter „Sonstiges“ ein – das gibt’s doch immer, oder?
Okay, den Schmerz habe ich schon zu früherer Zeit ausgehalten… Das ist nicht neu und somit kann ich fast lächeln über diese Ignoranz…
Was aber neu für mich ist: mein Sohn ist genauso aus diesem Leben gelöscht wie ich. Hey, das geht mal gar nicht… Das könnt ihr nicht bringen… Die Zwei waren einander so wichtig, so nah… Das ist nicht fair!
DOCH, sie können… Mir zerreisst es das Herz, dass nicht einmal der geliebte (Stief-) Enkel erwähnt wird.
Und dann hilft wirklich nur noch atmen und aushalten… Und neben mich schauen: da sitzt dieser tolle Kerl! Er ist da! Er war und ist wichtig!
Wen interessiert denn, was der da vorne textet anhand von Vorgaben, auf die er nur wenig Einfluss hat…? Wen interessiert, was die liebe Verwandtschaft von uns denkt? Wen interessiert, was da für wilde Geschichten kursiert haben mögen? Scheiß drauf!
ES. IST. WAHR.
Es gab diese Verbindung… Da war ganz viel Liebe… Und wenn ich es zulasse (und das werde ich!), dann IST sie da – und bleibt.
SO!
Was braucht es…?
Ich lerne immer wieder Trauernde kennen, die nicht mit dem verstorbenen Partner verheiratet waren. Es schmerzt mich jedes Mal erneut, dass auch sie durch den gleichen dicken Nebel tappen müssen wie ich… Ohne Trauschein keine Rechte…
Diese kräftezehrenden Kämpfe darum, gesehen zu werden.
Dabei sieht man doch liebende Menschen… Ob die nun verheiratet waren oder nicht… Ein Trauschein macht doch keine Liebe? Macht ein Trauschein verantwortungsvoller? So ein Quatsch… Entweder ist da eine Herzensverbundenheit oder eben nicht.
Gut, es gibt diese rechtlichen Dinge, die geregelt sein wollen. Und so lange es eben nur die Ehe ist, die rechtliche Ansprüche regelt, muss man sich damit arrangieren.
Nur kann es doch wenigstens aus den Köpfen und vor allem aus den Herzen verschwinden, dass diese Lebenspartner und anderen nicht Blutsverwandten irgendwie nicht dazu gehören.
Holt sie in eure Mitte, akzeptiert ihre wichtige Rolle in der Familie – hier geht es um Herzensbindung!
Es gibt sogar ein Wandtattoo – also muss es wahr sein ;0)

Dieser Begriff „Familie“ hat eben viele Facetten – wie das Leben…
„Eine Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig lieben und unterstützen, in guten und in schlechten Zeiten“
…es wäre schön, täte so gut, wenn die Liebe das wäre, was zählt und alle Liebenden einfach dazu gehören könnten. Einfach so…
Ich bin froh und glücklich, dass ich anderweitig Halt in meinem Leben habe. Tolle Blutsverwandte und tolle Seelenverwandte, Herzensmenschen.
DANKE an euch da draußen, die mich akzeptieren und lieben wie ich bin ohne nach einem Berechtigungsnachweis zu fragen – ihr seid FAMILIE ♥
Wịt·we І Substantiv [die] І Frau, deren Lebenspartner gestorben ist
…und die trotzdem Familie bleibt!
Hat dies auf Website-Titel rebloggt.
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