…eine KURze Auszeit

…eine KURze Auszeit

Immer an Jahrestagen kommen Erinnerungen – in diesem Fall sind sie schön und mit einem Lächeln verbunden… Es ist nun etwas über 1 Jahr her, da war ich zur Kur.
Ich habe den Aufenthalt dort als sehr wohltuend und aufbauend empfunden und möchte daher eine Empfehlung aussprechen, im Trauerfall auf diesem Wege Kraft zu tanken.

Vorneweg: nein, Trauer ist keine Krankheit und es ist nicht möglich, mit einer Kur irgendetwas zu „heilen“. Aber ich kenne es von mir und habe es auch von vielen anderen Trauernden gehört, dass die Trauer extrem anstrengend ist und nicht nur die Seele, sondern auch der Körper sich im Ausnahmezustand befindet.

Schwerpunktkur Trauerbegleitung

Es gibt Kuren für Trauernde als ReHa (Antragstellung über die Rentenversicherung) oder als Vorsorge (Antragstellung über die Krankenkasse). Es ist nicht leicht, eine passende Klinik mit dem passenden Angebot zur passenden Zeit zu finden… Und dann als nächste Hürde so eine Kur genehmigt zu bekommen… Es lohnt sich aber, sich die Mühe zu machen, einen Antrag zu stellen!
Meist denkt man ja an eine Kur erst, wenn man eh schon auf dem Zahnfleisch läuft… Wenn also selbst die Antragstellung als ein schier unbezwingbarer Berg vor dir liegt: hol dir Hilfe, suche dir Unterstützung. Häufig sind Freunde und Bekannte im Umfeld hilflos und traurig, dich trauern zu sehen – hier können sie tatkräftig unterstützen. Du musst dich „nur“ trauen, zu fragen.
Wichtig: stellt die Last und den Druck im Antrag und beim Doc (für das Attest!) auch so dar, wie es tatsächlich ist – hier ist mit „ach, es geht schon“ oder „naja, sooooo schlimm ist es nun auch wieder nicht“ niemandem geholfen.
Auch falls beim ersten Anlauf eine Absage kommt: lege Widerspruch ein und setz‘ dein Interesse und Bedürfnis durch. Es lohnt sich!

Für mich habe ich eine passende Schwerpunktkur gefunden. „Bleibt alles anders“ wird als Vorsorgekur in der Klinik Sellin auf Rügen angeboten. Ich kann dieses Haus wärmstens empfehlen!
Die Klinik ist eine Mutter/Vater-Kind-Einrichtung und ganz schön groß – in unserem Schwerpunkt für Verwitwete waren wir aber nur zu 8 (+ die dazugehörigen Kids).

Die Therapiestunden, die für die Erwachsenen und separat für die Kinder klinikseitig angeboten werden, sind gar nicht sooo umfangreich. Aber der Austausch beschränkt sich nicht nur auf diese offiziellen Zeiten, sondern findet auch außerhalb der Anwendungszeiten statt. Unter Gleichgesinnten spricht es sich leichter – man weiß, worüber man spricht. Man kennt ähnliche Tiefen und Dunkelheiten, das Verständnis füreinander ist „einfach so“ da. Das ist einfach Gold wert!

Hach, ich erinnere mich gerade besonders an „meine Truppe“, mit der ich so viel geteilt habe – ihr wisst, dass ihr gemeint seid: Schön, dass es euch gibt ♥

Für 3 Wochen mal raus aus dem gewohnten Umfeld… Kein Haushalt, kein Essen kochen – sich ein wenig betüdeln lassen… Ja, und auch Orte mit schmerzlichen Erinnerungen für eine begrenzte Zeit hinter sich lassen.

Was ich auch wichtig finde: während der Kur kommt der eigene Körper auch mal wieder ins Bewusstsein… Sport, Bewegung, Entspannung (!), Massagen, und und und… Wer trauert, tut das meist mit Haut und Haar, Leib und Seele – mit der Seele ist man meist dauerhaft beschäftigt, aber der Körper ist irgendwie „deaktiviert“, wie betäubt, um die Schmerzen aushalten zu können, oder? Dadurch, dass man mit den Ärzten dort seine Anwendungen abstimmt, wird man daran erinnert, sich mit seinem Körper auseinander zu setzen – ihm Gutes zu tun, ihn wieder ein Stück weit besser zu spüren…

Bitte nicht vergessen: bei all‘ den Vorteilen, die eine Kur mit sich bringt – es gibt auch Schattenseiten… Stelle dir beispielsweise einen Speisesaal vor, in dem so ca. 200 Menschen zur Abendbrotzeit versuchen „ganz in Ruhe“ eine Mahlzeit zu sich zu nehmen ;O)
Wo viele Menschen aufeinandertreffen, braucht es auch mindestens ebensoviel Toleranz.
Es liegt mit bei dir, was du vom Kuraufenthalt für dich „mitnehmen“ kannst. Eine positive Einstellung hilft – und auch, den Aufenthalt dort als Bonuszeit zu verstehen.

Empfehlungen?

Hast du vielleicht auch gute Erfahrungen mit einer Kurklinik gemacht? Oder hast du anderweitig tolle Unterstützung bekommen oder kennst du Therapieangebote, die du teilen magst?
Ich ergänze gerne eine Liste – wünsche mir allerdings eine „Positiv-Liste“ (das soll bitte keine schwarze Liste der gruseligsten Erlebnisse werden ;O)

Alles, was hilft und gut tut: her damit!

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Empfehlungen!
Kurkliniken / Therapieangebote mit Schwerpunkt „Trauer“

 

7 Gedanken zu “…eine KURze Auszeit

  1. Ich war gerade für 3 Wochen zur Kur in der Mutter und Frauenklinik in Bad Wurzach
    Ich stimme allem was du geschrieben hast 100 prozentig zu.Es hat mir seelisch und körperlich sehr gut getan. Die Klinik kann ich auch nur empfehlen. Mit 47 Frauen war es
    dort auch sehr übersichtlich und familiär.

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    1. Liebe Anja,

      wie schön, dass dir die Kur gut getan hat ❤️
      Danke für die Rückmeldung!

      Magst du verraten, ob die Einrichtung auch auf Trauerbewältigung ausgerichtet ist? Oder war es eine Kur ohne speziellen Schwerpunkt?

      Herzliche Grüße
      Anja

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